Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
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XLIV
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XLIV Ruppin.

die der Kloſterkirche zu Neuruppin beſonders beachtenswert; die dort angewendeten kleinen pfeilerartigen Aufſätze, die wir auch an der Dominikanerkirche zu Prenzlau finden, dürfen wir wohl als ein den Ordenskirchen eigentümliches Motiv anſprechen, das vielleicht von der Ziſterzienſerkirche zu Chorin hierher übertragen iſt.

Wie überall herrſchen auch hier während der ganzen früh⸗ und hochgotiſchen Zeit Kreuzgewölbe auf Rippen. Die obengenannte Siechenhauskapelle allein zeigt die ſpäter üblichen Netzgewölbe; nur an einem Gebäude, dem Wohnhauſe Friedrich­Wilhelm-Straße 59 in Granſee , finden wir fie noch in ganz ſpäter Zeit, vermutlich um 1600. Rheinsberg liefert das einzige Beiſpiel einer ſpäten nachträglichen Wölbung in Renaiſſanceformen. Bei den Dorfkirchen finden ſich Gewölbe im allgemeinen nicht, außer hier und da in Turmhäuſern(Löwenberg und Rönnebeck) und Sakriſteien (Kraatz). Um fo beachtenswerter iſt die einſtige Anlage der Kirche in Dabergotz , wo ſich aus den Spuren noch ein Kreuzgewölbe im Chor und vier auf einer Mittel ſtütze ruhende für das Schiff feſtſtellen laſſen. Häufiger waren jedenfalls Holztonnen, doch ſind auch von dieſen nur in Altruppin noch die Spuren nachweisbar.

Die einfache Dreiecksüberdachung kommt nur in frühgotiſcher Zeit bei Fenſtern kleinſter Abmeſſungen vor. Die weitere Entwicklung bringt neben der Vergrößerung der Fenſter auch eine reichere Ausbildung mit ſich. Bei der Zweiteilung geht man ſofort zu Maßwerkformen über, zunächſt zum Kreiſe, wie in Altruppin, oder dem Drei⸗, Vier- und Fünfpaß am Kapitelhaus zu Lindow nud zu Granſee , wo ſchon um 1300 in dem großen Oſtfenſter eine reiche Maßwerkgliederung in Verbindung mit gebrochenen Spitzbögen erreicht wird. Auch Radfenſter begegnen uns in einfacher Form(Sechspaß im Kreiſe) in Altruppin und in größerem Umfange in der Kloſter­kirche zu Neuruppin , wo freilich das Maßwerk erneuert iſt. Die Gewände über­nehmen zunächſt aus dem Granitbau den ſchlichten Faſen(Neuruppin , Kloſterkirche); reichere Profilierungen ſind überhaupt ſelten(Wuſterhauſen ) und finden ſich erſt in ſpäterer Zeit, wo die Maßwerkbildung aufhört und ſelbſt bei drei⸗ und vierteiligen Fenſtern der einfachen Wiederholung des Spitzbogens weicht(Granſee und Wuſter­ hauſen ). Den Schluß der Entwicklung bildet auch hier der Stichbogen, z. B. in der Heiliggeiſtkapelle in Wuſterhauſen .

Zeigt ſich bei den Fenſtern eine fortſchreitende Verminderung der Formenmotive, ſo ſtellt ſich dafür andrerſeits eine Bereicherung durch Blendmaßwerk an den Flächen ein. Wir finden es zunächſt ſeit der Wende des 13. Jahrhunderts als Fries unter dem Hauptgeſims, ferner zur Belebung der Giebelpfeiler(Granſee ), der Stirnſeiten der Strebepfeiler(ebenda) und ſchließlich ſogar als begleitende Vertikalfrieſe neben den Strebepfeilern(Granſee , Weſtteil). Auch hier wie bei der Grundrißlöſung des Chores offenbart ſich die enge Verwandtſchaft der Granſeer Kirche mit der Johanniter­kirche zu Werben.

Die Portalbildung bleibt im allgemeinen einfach, nur die Gewändeausſchmückung durch Säulchen mit Laubkapitell und die Hinzufügung einer rechteckigen, vorſpringenden Umrahmung(Wuſterhauſen ) oder eines ſteilen Wimpergs(Neuruppin , Kloſterkirche) geben den Portalen im Backſteinbau einige Bedeutung.