Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
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Aunſtgeſchichtliche Aberſicht. LV

Unter den mehrfach, z. B. in Kraatz, Herzberg, Dreetz , Radensleben und Granſee Standleuchter. vertretenen gotiſchen Standleuchtern aus Bronze ſind die weitaus hervorragendſten die beiden faſt 2m hohen zu Altruppin. Da fie paarig auftreten, find fie nicht als Oſterleuchter, ſondern als Altarleuchter älterer Art, nämlich für die Stufen des Altares beſtimmt, zu denken. Ihre Größe ſowohl wie die höchſt urwüchſige Orna­mentik darf uns indeſſen nicht verleiten, ihre Entſtehung über das 14. Jahrhundert hinaufzurücken. Die Formen der ſpäteren Leuchter von ſehr mannigfaltiger Aus: bildung und wechſelnden Metallarten, unter denen Zinn vorherrſcht, ſind durch die Abbildungen genügend veranſchaulicht; die anziehendſten gehören erſt dem 18. Jahr­hundert an, wie die zu Dierberg(1743) und Rönnebeck(1746), während der vier­kantige Zinnleuchter von Nackel wohl ſchon in den Beginn des 19. Jahrhunderts zu ſetzen iſt. Eine freiere Formgebung war bei Ausführung in Holz möglich, wie der geſchnitzte Leuchter von 1785 zu Zernickow zeigt. Gegen Mitte des 19. Jahr­hunderts herrſcht das Eiſen, wie bei den Kruzifixen, fo auch bei den Leuchtern vor; ein beachtenswertes Paar mit karyatidenartig verwendeten vergoldeten Engeln enthält die Kirche von Wuthenow . Einen prachtvollen hohen Standleuchter aus Goldbronze für profane Verwendung aus der Empirezeit beſitzt das Schloß zu Hoppenrade .

Von den Kronleuchtern gehört die Mehrzahl dem 17. und 18. Jahrhundert an Kronleuchter. und zeigt die damals übliche Geſtaltung mit großer Kugel am unteren Schaftende. Das Reichſte dieſer Art bildet die Krone in Rheinsberg ; hervorzuheben ſind auch die zu Manker, Granſee und Wuſterhauſen . Letztere iſt vielleicht die älteſte von allen und reicht etwa in den Anfang des 47. Jahrhunderts zurück. Beſonders erwähnenswert iſt ferner die Judenlampe in Hoppenrade , die für vier Kerzen ein­gerichtet und am unteren Ende mit acht ſchifförmigen Ollampen verſehen iſt, von denen ablaufend das Tropföl ſich in einem angehängten kleinen Schälchen ſammelte. Der heimiſchen Induſtrie der Nachbarſchaft gehören die in Rheinsberg und Meſeberg verwendeten Kriſtallkronleuchter aus der Zechliner Hütte an; beide ſind von ver­wandtem Entwurf, der ſich an die Metallkronen der Zeit anſchließt, aber die kerzen­tragenden Arme und beſonderen 3ierſchnörkel raketenartig aus einer Schale aufſteigen läßt. Neu in der Erfindung ſind erſt die ſpäteren aus Metallreifen gebildeten und reich mit Prismen behängten Kronen, wie die zu Wuthenow aus der Empirezeit.

Sehr anſprechende Stücke der Metallkunſt find die dem 18. Jahrhundert an⸗Wandleuchter. gehörigen Wandleuchter mit reich und ſchön dekorierten Blenden in der Kirche zu

Zernickow.

Ein ganz vereinzeltes Beiſpiel eines ſchönen bronzenen Türklopfers befand ſich Türklopfer. noch kürzlich an der Tür des Hauſes Friedrich⸗Wilhelm⸗Straße 59 zu Granſee .

Das Eiſen hat auch in dieſem Kreiſe ſtellenweiſe für Beſchläge an Türen und Eiſenwerk. Brauttruhen ſowie für Gitter verſchiedener Art ſeine Verwendung gefunden. Unter den letztgenannten ſeien die zierlich entworfenen Brüſtungsgitter in den Obergeſchoß­fenſtern des Nordflügels am Rheinsberger Schloſſe als beſonders anziehende Beiſpiele hervorgehoben. Sehr ſelten iſt in älterer Zeit die Verwendung des Eiſens für Grab­kreuze, von denen eines in Lüdersdorf vorliegt. Gußeiſen finden wir hauptſächlich