in zwei Gaden(Abb. 104) weit entfernt dagegen zu ſprechen, vielmehr nach damaligen Baugewohnheiten unvermeidlich. Die untere Reihe rückt mit ihren Stichbögen dicht unter die Längsgalerien des vornehmer ausgeſtatteten Südweſtteiles. Auch die obere wird hoch hinaufgeſchoben, um das Licht noch über die Brüſtungen jener nach der Mitte des Saales hinwegzuführen. Da dieſe Ränge nichtsdeſtoweniger ein Hindernis für die Lichtzuführung darſtellen, war man bedacht, noch von den beiden Giebelſeiten her durch große Fenſter nach Möglichkeit Licht zu ſchaffen, ſo namentlich im Südweſten, wo übrigens ſowohl aus den hohen unteren Fenſtern wie aus der ſtarken einſeitigen Erweiterung der oberen nach den Saalecken hin auf Treppen an dieſen Stellen geſchloſſen werden muß(ſiehe den Grundriß in Abb. 102). Eine gerade Balkendecke, die noch heute an alter Stelle liegt, überdeckte den Raum. Der Keller des Rathauſes iſt vermutlich im 18. Jahrh. verſchüttet worden und unzugänglich.) Der urſprüngliche Eingang dazu befand ſich am linken Ende der Nordoſtſeite, ſo daß der hohe innere Kellerhals in dem nordöſtlichen der beiden kleinen Räume verborgen war..
Von den Faſſaden des Gebäudes iſt die ſüdweſtliche Hauptfront durch den in— mitten des Giebels halb nach innen, halb nach außen geſtellten rechteckigen Turm ausgezeichnet, der mit jenem über dem Obergeſchoß durch vier ſchräggeſtellte brückenartige Übergänge innig verbunden iſt. Seine etwas hagere Figur gewinnt durch dieſe ſehr eigenartig erfundene Erbreiterung ſeiner Maſſe bedeutend. Das Hauptportal im Turm und die beiden ſeitlichen Erdgeſchoßfenſter ſind in den Bogenfeldern mit reichem Maßwerkſchmuck verziert und waren einſt von Kreuzblumen bekrönt(Abb. 100). Der Pfeilergiebel ſowie der Turm waren, bezw. ſind größtenteils noch mit ſchmalen, in Stockwerken geordneten Blenden belebt. Die oberen Turmteile vom Uhrgeſchoß einſchließlich ab find nicht mehr mittelalterlich. Das Dach des Turmes bildete ur ſprünglich wohl ein pyramidenförmiger Helm.**)
Die Mitte des Nordoſtgiebels nahm unten ein mächtiges Spitz bogenportal ein, deſſen Kämpfer mit einem ſpätgotiſchen Blattfrieſe(Kopfleiſte S. 166) geſchmückt und deſſen Sffnung durch einen Mittelpfoſten geteilt war. Der Giebel iſt durch zehn ſchlanke Pfeiler und davon eingeſchloſſene gekuppelte Blenden mit Maßwerkroſetten an der Spitze gegliedert.“**)
) Er wurde erſt durch Kolb ſtellenweiſe etwas freigelegt.
**) Kolb(in 84.— 35. Jahresber. d. Hiſt. Ver. zu B., S. 9) nimmt ein Walmdach mit kurzem, querliegendem Firſt an. Der Turm mußte unten die für das Portal nötige Breite haben und wurde rechteckig angelegt, weil eine gleich große Tiefe überflüſſig erſchien. Daß man aber auf einen mög: lichſt quadratiſchen Helm abzielte, zeigt ſich in dem Bemühen, durch Vorkragen der Vorder- und Hinterſeite in dem Geſchoß unter der Uhr die Ungleichheit der Seiten der Grundform zu mildern. Der Hauptausgleich fand aber erſt im Helm ſelbſt ſtatt, deſſen noch vorhandene Stichbalken m. E. nach dem Mittel— punkte weiſen, während Kolb ſie nicht für diagonal gerichtet hält.