Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 3, H. 8 (1931) Amtsbezirke Günterberg, Lützlow, Seehausen / bearb. von Paul Eichholz und Otto Korn
Entstehung
Seite
325
Einzelbild herunterladen

Lützlow. 325

führt hatte, aber noch nicht beigelegt war. In der Folge blieb die Teilung des Beſitzes unter das Amt Gramzow und die v. Arnim, die ſtets den größten Teil des Dorfes beſaßen, beſtehen. Das Gut kam ſpäter an die Linien zu Neuenſund(1805) und zu Mürow(1861). Heutiger Beſitzer iſt Wilhelm v. Arnim in Berlin -⸗Wannſee .

Im 30 jährigen Krieg verödete das Dorf faſt vollſtändig. Von 1628 bis 1656 war nicht einmal ein Pfarrer im Orte. Das Amt Gramzow allerdings beſetzte bis 1687 feine Höfe wieder bis auf einen Koſſäten; von dem Arnimſchen Bauernland aber gingen meh rere Hufen an das Gut über und wurden nicht wiederbewehrt. 1712 waren nur noch 18 Bauern und 16 Koſſäten im Dorfe, 1805 dagegen 16 Ganzbauern, ein Ganzkoſſät, 24 Büdner, 30 Einlieger. Die Einwohnerzahl betrug 4191. J. 1774; bis zur Mitte des vorigen Jahrh. ſtieg ſie langſam bis auf 453(1861), dann ſchneller, ſie beträgt jetzt über 700.

Die Kirche war von jeher Mater mit der Filia Bietikow. 1592 hatte der Pfarrer zwei Hufen, die er ſelbſt beackerte, und bezog von jeder Hufe einen Scheffel Meßkorn, außerdem ein PfundBedewachs, Oſtereier, Johannisfladen u. a. Das Patronat beſaß 1592 und noch 1650 der Kurfürſt; jetzt iſt es gutsherrſchaftlich.

Die Kirche iſt ein Granitbau von tuͤchtiger Arbeit des Mauerwerks mit der gewöhn lichen Betonung der Fugen durch weiß aufgezogene Linien. Sie beſteht aus einem Schiff von drei Achſen Laͤnge, einem beſonders breiten Turm von ſtattlicher Hoͤhe, beiderſeits etwa 80 am vor das Schiff ſpringend, und einem eingezogenen Chor, an den ſich im Norden eine mit einer Rundbogentonne uͤberwoͤlbte Sakriſtei und im Suͤden eine kleine Vor halle legt, die beide verſchiedenen Zeiten angehören. Das Schiff hatte im Norden ein rund­bogiges, im Suͤden ein ſpitzbogiges Portal, beide jetzt vermauert. Neben letzterem zeigen ſich im Innern noch Reſte eines Weihwaſſerbeckens. Die Prieſtertüͤr am Anfange des Cheres liegt wie gewöhnlich im Süden und ſchließt im Rundbogen. Die Fenſter im Schiff ſowohl, wie an den Langſeiten des Chores hatten nur Schlitzbreite und ganz ungewöhnlich geringe Höhe, indem fie etwa erſt 4 m über dem Fußboden begannen. Im Gegenſatz hierzu find die drei Fenſter des Oſtgiebels bis auf 2 m Über Fußboden herabgefuͤhrt geweſen, wie die Spuren noch zeigen. Die jetzigen ſind, wie auch die an den Langſeiten des Schiffes, erheblich verbreitert. Unter dem Hauptgeſims laͤuft ein weißgefaͤrbter, etwa 60 am breiter Putzſtreifen hin, der anſcheinend noch urſpruͤnglich iſt. Schiff und Chor, die durch einen ſpitzen Triumphbogen miteinander verbunden ſind, haben gerade Balkendecken. Von den Dachſtuͤhlen iſt der aͤlteſte der im Chor und ohne Zweifel noch urſpruͤnglich. Seine einfache Konſtruktion beſteht aus mäßig ſtarken Kiefernhoͤlzern mit Fußſtaffeln und nur einem Kehlbaſken in jeder! Geſpaͤrre, das von zwei bis an die Sparren reichenden Pfoſten durch kreuzt wird(vgl. Brandenburg a. d. H., St. Nikolai inKunſtdenkm. der Prov. Brdbg. Band II Teil 3 Seite 90). Der Dachſtuhl des Schiffes hat zwar ebenfalls noch die Fuß ſtaffeln und lauter gleiche Geſpaͤrre, aber ſchon ein nach der mittleren Laͤngsachſe durch­laufendes Stuͤtzenſyſtem und in der Mitte der Länge eine Haͤngekonſtruktion, gehört alſo dem 16. Jahrhundert an. Dementſprechend ſind auch die Holzſtaͤrken bedeutender.