Druckschrift 
Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
Seite
408
Einzelbild herunterladen

{ f 1 . ö

408 koͤniglicher Genehmigung und nach einem beſtimmten Reglement ein Leihhaus errichtet.

1806 bauete man auf Koſten des Staates das Militairlaza­reth auf der Stelle des ehemaligen Abthofes neu: der König be­willigte dazu 10,4090 Thaler, nicht ahnend, daß es bald ſollte mit fremden Truppen angefüllt, von ihnen beſetzt werden. Es brach nämlich gegen Ende des Jahres der ungluͤckſelige Krieg mit Napoleon aus: er rief auch das Regiment von Puttkammer von hier ab: es ſollte nie wiederkehren. Manche darunter ah­neten ſchon bei ihrem Abmarſche nichts Gutes; die Meiſten wa ren voll ſtolzer, voll leider! nur zu großer Zuverſicht. Auch un­ter den Bürgern war Mancher, der bedenklich den Kopf ſchuͤt­telte; ſah er aber die ſchoͤnen Regimenter aus Oſt- und Weſt preußen hier durchziehen, da ward er wieder irre auf Augenblicke, ob wohl je fo ausgezeichnete Truppen geſchlagen werden koͤnnten? Nur als man die unglückliche Wahl des alten, aus der Routine gekommenen, mit der neuen Taktik der Franzoſen unbekannten, dem militairiſchen Genie eines Napoleon nicht gewachſenen Feld­herrn erfuhr, da gab man alle Hoffnung preis und ſahe mit Ban gigkeit dem entſcheidenden Augenblicke entgegen. Anfaͤnglich Sie­gesnachrichten; ſelbſt Verbreitung falſcher Bulletins! Mitunter dumpfe Gerüchte von ſtarken Verluſten, von unglücklichen Erz eigniſſen. Allein wenige Tage nach dem 14, October, dem un­heilvollen Tage der Schlacht bei Jena und Auerſtaͤdt, ward es nur zu laut, das Preußiſche Heer ſei geſchlagen, Alles verloren, die Franzoſen in offenem Anmarſche gegen die Elbe und gegen das Herz der Monarchie. Zur ſicherſten Beglaubigung deſſen trafen von Zeit zu Zeit anſehnliche Trupps Fluͤchtlinge ein: vers zagt, von Schaam erfuͤllt und um nicht groͤßeres Schrecken zu verbreiten, mieden ſie die Stadt und ſetzten mittelſt einer eilig geſchlagenen Brücke über den Graben vor dem Rathenower Thore und zogen ſtill über den Grillendamm nach Spandau zu. Die Bruͤcke bei Plaue ward abgebrannt(23. October), ganz nutzlos; denn da kam der Feind nicht her. Nachdem ſo Brandenburgs Einwohner mehrere Tage in bangem Entſetzen geſchwebt, die Gerüchte von der Ankunft der Franzoſen unaufhoͤrlich ſich ver­breitet, zerſtreuet und wieder erneuert hatten, erſchienen den