Druckschrift 
Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
Seite
416
Einzelbild herunterladen

116

turhiſtoriſche Merkwuͤrdigkeit zu berichten. Es wurden damals mehrere zur Johanniskirche gehörigen Gebäude, deren Reparatur theils vergeblich erſchien theils aus den Mitteln der Caſſe nicht beſtritten werden konnte, abgeriſſen. Bei der Gelegenheit ſtieß man auf ein über der Erde befindliches, bis dahin unbekanntes Gewoͤlbe, worin bei der Eroͤffnung ein einfacher, aber gut er= haltener Sarg gefunden wurde. In demſelben lag der Leichnam einer alten Dame, unverweſt, zu einer Art Mumie vertrocknet. Es ergab ſich, daß es die Frau des erſten Predigers der Refor­mirtengemeinde geweſen ſei, ihr Name Dorothee von Steuben geb. Graͤfin von Effern().

In demſelben Jahre wurde die ganze Stadt Brandenburg durch ein koͤnigliches Edict vom 30. Juli zum Weſthavellaͤndi­ſchen Kreiſe geſchlagen, zu dem es noch jetzt gehoͤrt.

Mittler Weile war die Kriegesflamme wieder von Frankreich her aufgelodert: es galt das entfernte Rußland zu demuͤthigen. Der ſtolze, hartnäckig bis zur Ausſchweifung, zu einer Art von Wahnſinn ſeine Plane verfolgende Napoleon wollte auch den maͤchtigen Gegner im Norden lehren ſeine Befehle anzuerkennen. Preußen als das Zwiſchenland mußte ſeine Truppen auf dem Marſche natürlich bekoͤſtigen. Dies Loos hatte auch Brandenburg als an einer Hauptſtraße gelegen. Es kamen zwar die Franzo­ſen jetzt nicht als Feinde; es wurde den Brandenburgern Vieles, z. B. Getreide, Bier, Geld, von Seiten des Staates geliefert. Dennoch war die Laſt der Einquartirung druckend, beſonders im Maͤrz und April, und waͤhrte bis ans Ende des Jahres. Noch im Monat October gingen 6728 Mann durch(2). Eine Sie gesnachricht über die andere verherrlichte den Feldzug; ein Buͤl­letin verkuͤndete immer größere Thaten als das andere. Nach Moskau ſelbſt trug der Sieger die ſiegreichen Waffen; im Kreml gedachte er dem gedemuͤthigten Rußlande den Frieden zu dicti­ren. Der Hochmüthige war auf dem hoͤchſten Gipfel feiner Macht. Alles ſtaunte ihn und ſeine Thaten an. Wer haͤtte da denken ſollen, daß der Wechſel der Dinge ſo nahe war; daß

) S. Brandenb. Anz. 1812. St. 37. u. 58. ) S. Brandenb. Anz. 1812. St. 89.

mmm.