Mitteilungen
des
Heimat- und Museumsvereins in Heiligengrabe.
7. Jahrgang. Heft 2.
Wer gerecht vrtail sprechen will soll im selbs nit trawen zu vil.
Hab radt vnd böig den weißen so mag man sein sromkait breisen.
Wann jedem liebt sein weiß gantz wol darumb ist das Land irrung vol.
Wer all Welt brächt aufs ainen syn der war vil besser denn ich bin.
Der Waisen straff nimm ich zu gut die es nit thund auß Übermut.
Ob mich aber ein thor beschilt der schaun zuvor sein aigen pildt.
Am Weiser gern von weißhait hört dadurch sein weißhait wird gemert.
Wann wer nit wil das man in leern erfolget selten nutz und eern.
In einem boßhaftigen Gemüt mag nit Wonnen der weißhait güt.
Am jeder volgts im selbs allein niemandts wil mer gehorsam sein.
Wer hier nit helt gerechtigkeit den richt Gott dorr mit hertigkeit.
Menger würfft mit Steinen um sich träff sich selbs pillich ee denn mich
Wie du mich richtst oder ich dich so wird Gott richten dich und mich.
Sprüche aus Ulrich Tenglers Layenspiegel. Gedruckt in Straßburg 1S13.
Das Gräberfeld von Kuhbier und seine Bedeutung für die Heimatforschung.
Von Walter Matthes.
Bei Kuhbier im Kreise Ostprignitz hat Paul Quente im Jahre 1913 einen größeren westgermanischen Urnenfriedhof auf dem Grundstück des Herrn Gemeinde Vorstehers Schulz ausgegraben und darüber einen kurzen Bericht im 3. Hefte des 1. Jahrganges unserer „Mitteilungen" gebracht. Leider ist es ihm nicht vergönnt gewesen, die geplante Veröffentlichung der wichtigen Funde fertigzustellen. Das Gräberfeld stammt wie die ähnlichen Funde von Dahlhausen (Ostprignitz) und Butzow (Westhavelland) aus der spätrömischen Periode, d. h. aus dein 3. und 4. Jahrhundert nach Christus. Mit seinen 178 Gräbern und verhältnismäßig reichen Beigaben gehört es zu den größeren Urnenfriedhöfen dieser Zeit und ist ein recht charakteristisches Beispiel für eine Gruppe von Grabfeldern die sich auch außerhalb der Grenzen der Prignitz und der Provinz Brandenburg im Strombereich der Elbe finden.
Die Toten wurden nach alter Sitte verbrannt, die Knochenreste in einer Urne aus Ton gesammelt und so der Erde anvertraut. Ab und zu gab man dem Toten einen Gegenstand mit, der ihm im Leben wertvoll war: ein Schmuckstück oder Teile seiner Kleidung, ein Messer, einen Schlüssel oder selten auch Waffen. Bisweilen zeigen diese Beigaben Einwirkungen des Feuers, das den Leichnam verzehrte. Die Urnen standen in geringer Tiefe meist frei in der Erde,