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Sammlungen Bedacht zu nehmen und sie weder im ganzen noch teilweise ohne Zustimmung des Vereins zu veräußern oder aus Heiligengrab'e zu entfernen." Auf- diese Weise kann der Museumsverein von gesicherter Grundlage aus seine für die Heimat so bedeutungsvolle Arbeit fortsetzen. Auch läßt sich mit Freuden feststellen, daß die schweren Hemmungen, die die Inflationszeit mit sich brachte, überwunden sind, und daß sich auf allen Gebieten wieder frisches Leben zu rühren beginnt.
Im Museum selbst konnten einige Aenderungen vorgenommen werden. Im Studierzimmer wurde für die umfangreiche Bücherei ein Schrank aufgestellt. Auch wurden hier aus dem Nachlaß der Heimgegangenen Frau Aebtissin von Rohr die Skizzen und Studienmappen des Museumsgründers Paul Quente eingestellt. Aus der Kirche wurden alte Kirchenfiguren übernommen und leihweise in der kleinen Abteilung für kirchliche Geräte zur Aufstellung gebracht. In dem anstoßenden Raum wurde aus alten Möbeln und Geräten eine Bauernstube eingerichtet. Die Sammlungen von Steinen und Versteinerungen wurden neu geordnet, eine Sammlung von Vogelnestern ist angelegt.
Die Lichtbilder von Sehenswürdigkeiten der Prignitz, zu deren Ankauf von Herrn Rektor Rink Frau Aebtissin von Rohr und Oberschwester Martha Roggatz dem Museumsverein die Mittel geschenkt hatten, wurden mehrfach verliehen, nach Wittstock, Wittenberge und Uenze. Vom Museumsverein aus wurden in Kyritz, Gülitz, Wutike und auf dem Kreisjugendtag in Kyritz Lichtbildervorträge gehalten.
Vom 31. 5. bis 1. 6. fand, von dem schönsten Wetter begünstigt, die Frühjahrstagung des Verbandes Brandenburgischer Museen in Heiligengrabe statt. Aus der ganzen Provinz waren die Vertreter der verschiedenen Heimatmuseen herbeigeeilt, von Angermünde, Brandenburg, Guben, Neuruppin, Müncheberg, Luckau, Prenzlau, Perleberg, Velten, dazu Herren der Provinzialverwaltung aus Berlin, und alle fanden sie gastliche Aufnahme in der Abtei und in den Kurien. Auch Geistliche und Lehrer der Umgegend waren zu der für die Heimatpflege so wichtigen Tagung erschienen, sodaß der Kapitelsaal in der Abtei, in dem am Sonnabend abend um 8 Uhr die Eröffnung stattfand, dicht gefüllt war. Herr Professor Tschirch-Brandenburg begann die Tagung mit einer Allsprache, in der er die Bedeutung der Prignitz für die Mark würdigte. Daran schloß sich ein vortrefflicher Vortrag des Bibliothekardirektors Herrn Dr. Hoppe über „Werden, Sein und Vergehen der Märkischen Klöster", in denen dieses bedeutsame Stück unserer Heimatgeschichte lebendig vor den Zuhörern wurde und die gewaltige Kulturarbeit, die durch die Klöster geleistet ist, gerechte Würdigung fand. Der nächste Tag begann mit einem Gottesdienst in der Stiftskirche. Dann folgte die Mitgliederversammlung im Kapitelsaal, zu der auch die Mitglieder des Museumsvereins eingeladen und zahlreich erschienen waren. Herr Landrat Egidi nahm an dieser Sitzung teil, ebenso Herr von Dallwitz-Tornow. Leider waren der Herr Landesdirektor wie der Herr Provinzialkonservator im letzten Augenblick verhindert gewesen zu erscheinen und ließen nur ihre Grüße übermitteln. Herr Stadtarchivar Mirow-Müncheberg sprach über „Volkskundliche Sammlungen in den Heimatmuseen", was Anlaß zu eingehenden Erörterungen von seiten der Museumsleiter bot. Außerordentlichen Beifall fand die Ausstellung unserer Heimatliteratur, vor allem die trefflichen von Herrn Pastor Kopp im Verlage Tienken herausgegebenen Volksbücher der Prignitz, und alle anwesenden Herren waren einstimmig der Meinung, daß unser Kreis mit dieser Sammlung einzig dastünde. Nach beendeter Tagung fanden Führungen durch die Sehenswürdigkeiten von Heiligengrabe statt. In der Stiftskirche waren alte Stickereien ausgestellt, deren bedeutsamste ein sogenanntes Hungertuch mit der eingestickten Leidensgeschichte Christi aus dem 14. Jahrhundert stammt. Die längste Zeit aber wurde aus die Besichtigung unseres schönen Heimatmuseums gewandt, dessen vorbildliche Aufstellung rühmend anerkannt wurde. Das Bild seines Gründers, Paul Quente, und das Bild der Heimgegangenen Frau Aebtissin von Rohr waren zu diesem Tage mit einem Efeukranze geschmückt; haben wir es doch nur