Fontanes Arbeitsumgebung Seiler 109 1840 in Berührung gekommen sei und ihn ein damals erstandener Gedichtband»durchs Leben hin begleitet« habe. 10 In Graf Petöfy wird um eines der Lieblingsgedichte Fontanes – das Lenau-Gedicht Nach Süden – sogar eine ganze Episode gestrickt und dem alten Grafen auch noch eine persönliche Verbindung zu Lenau zugeschrieben. Der Dichter sei»ein Freund unseres Hauses und unserer Mutter« gewesen, wird von ihm mitgeteilt. Das LenauMedaillon nimmt also eine immerwährende Zuneigung Fontanes auf, es ist keine Zufalls-Erwerbung, für die nur ein Platz gefunden werden musste. 11 Das Medaillon aus Fontanes Arbeitszimmer(gerundet) und zwei Bildnisse Nikolaus Lenaus. Das mittlere ist ein Jugendbild, das rechte die Plakette am Schwarzspanierhaus in Wien, in dem Lenau bis zu seinem Tod gewohnt hat(hier seitenverkehrt wiedergegeben). Die unterschiedlichen Haartrachten haben keinen großen Aussagewert, sie wurden als Zutat meistens nach der Phantasie gestaltet. Ein Zufallsobjekt ist eher der auf dem Kleiderschrank stehende Globus, Erbstück von Fontanes Frau aus der Familie ihres Adoptivvaters, das heute im Berliner Märkischen Museum aufbewahrt wird. Fontane benennt ihn richtig als»Reliefglobus«, weil die Gebirge plastisch ausgeführt sind. Karl Wilhelm Kummer stellte solche Globen aus Pappmaché gewerblich her und hatte mit ihnen großen Erfolg. 12 Von den beiden Stichen dahinter stammte der größere aus dem Besitz schon von Fontanes Vater, Friedrichs des Großen Rückkehr nach Sanssouci zeigend, ausgeführt nach einem Gemälde von Cunningham von 1787. Das Bild gibt keine historisch bestimmte Szene wieder, sondern hatte nur den Zweck, die Generäle Friedrichs um diesen herum anzuordnen. Fontane hatte sich schon als Knabe soundso oft den»Alten Zieten« darauf angesehen. 13 Der zweite, durch den Globus verdeckte Stich zeigt nach Friedrich Fontanes Erinnerung eine Szene der Schlacht von Fehrbellin und lässt sich als ein Stich nach dem Gemälde von Adolf Eybel, Der große Kurfürst bei Fehrbellin(1846), identifizieren, könnte also von Fontane selbst erworben worden sein.
Heft
(2019) 108
Seite
109
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