Spontini in Berlin.
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vas in „Vestalin" gegenüber das vollendetere Kunstwerk. Sie wurde, was sie ist, freilich
lltsame erst nach zweifacher Umarbeitung, die namentlich auch den poetischen Theil betraf.
Glichen Die erste und gründlichste hatte sie erfahren, als sie am 26. Mai 1817 wieder
lvollen auf der Bühne erschien; die endgültige Fassung des dritten Actes fand Spontini entiren erst 1823 unter Beihülfe des Dichters Th Sauleon; Jouy, der Verfasser des Werke Originaltextes, war daran nicht mehr betheiligt.
dieser Nach dem „Cortez" hatte es geschienen, als ruhe der Sieger auf seinen
Ue ab- Lorbeern. In einem Jahrzehnt kam außer einer leicht wiegenden Gelegenheits- lnsehen oper nichts Größeres von ihm ans Licht. Freilich zeigten die Einlagen, die er
er Ver- zu Salieri's „Danaiden" schrieb, immer noch die Klaue des Löwen. Und er war
e nicht wirklich innerlich nicht unthätig. Er versuchte, sann und grübelte, aber kein
aug — Gegenstand konnte ihn dauernd fesseln. Endlich sog er sich an einem Stoffe fest,
ntliches den ihm „Olhmpie", Voltaire's Tragödie, darbot. In dieser Zeit geschah es, Jahre daß sich das folgenreichste Ereigniß der zweiten Hälfte seines Lebens vorbereitete. Haupt- König Friedrich Wilhelm III. von Preußen hatte während seiner zweistündig monatlichen Anwesenheit in Paris vom 31. März bis Anfang Juni 1814 mehr- ch auch fach Spontini'sche Opern gehört und einen tiefen und nachhaltigen Eindruck von
: künst- ihnen empfangen. In Folge dessen wurde nunmehr nicht nur der „Cortez" sofort
in Berlin einstudirt, der am 15. October 1814 dort zur ersten Ausführung kam. mnisten Den König beschäftigten bei wiederkehrender Friedenszeit mancherlei Pläne zur heraus Hebung der Musik in Preußen. Man erwog eine Anstalt zur Beförderung der cd schon kirchlichen Tonkunst; nach dem Vorbilde von Paris wünschte der König ein rde der Conservatorium für Musik und Declamation zu errichten; die königliche Oper zenie in sollte durch Berufung eines berühmten Kapellmeisters einen neuen Aufschwung Nicht nehmen. Es war Spontini, den der König für diesen Capellmeisterposten ins
später Auge gefaßt hatte. Schon im Herbst 1814 ließ er ihm von Wien aus, wo er
der alle sich zum Congresse befand, einen Antrag machen und unter der Bedingung, daß r erfüllt er jährlich zwei neue Opern für Berlin liefere, die für die Verhältnisse enorme lozart." Summe von fünftausend Thalern Jahresgehalt anbieten. Spontini zeigte sich ihm die nicht abgeneigt, aber der Intendant der königlichen Schauspiele zu Berlin ancholie war dem Plane ungünstig gesinnt. Die Bedenken des Grafen Brühl, des Nach- ^ftndens folgers von Jffland seit dem Februar 1815, mußten um so beachtenswertster er- drama- scheinen, da es kaum jemals einen sachverständigeren Intendanten in Deutschland lürdigen gegeben hat. Brühl war selbst gegen einhundertfünfzigmal auf der Bühne auf- sicheren getreten, hatte in Weimar unter Goethe's Leitung mehrere Rollen studirt, in »och von Rheinsberg, dem Residenzschlosse des Prinzen Heinrich, den Oedipus Sacchini's in eln, die französischer Sprache gesungen und auch andere Rollen in großen Opern daselbst nerkannt ausgesührt. Gelegentlich hatte er mehrere Monate als Waldhornist in der h noble Capelle mitgewirkt. Er hatte unter Genelli's Leitung gezeichnet, war fähig, selbst ffchasten Decorationen zu malen, hatte unter Hirt und Bötticher Archäologie studirt, len und ziemlich lange architektonischen Unterricht gehabt, und kannte fast alle bedeutenden Theater in Deutschland, Paris und London aus eigener Anschauung. Nimmt gefolgt, man dazu seinen seingebildeten Geschmack, seine ideale Geistesrichtung und seine Arm ge- hohe gesellschaftliche Stellung, so ergibt sich eine Summe von ausgezeichneten
sie der Eigenschaften, wie sie sich Wohl nur selten in der Person eines Theaterchess
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