Issue 
(1891) 66
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Deutsche Rundschau.

Vereinigt finden werden. Brühl verkannte nun keineswegs den Vortheil, den l der Berliner Oper bringen werde, wenn ein so berühmter Künstler an ihr Spitze stände. Dagegen sei es noch keineswegs ausgemacht, ob Spontini d nöthige Dirigentenübung habe, denn in Paris führe der Componist das Orchest nicht selbst. Spontini verstehe ferner die deutsche Sprache nicht, könne sich dah mit den Musikern nur schwer verständigen und auch keine Oper in deutsch Sprache componiren. Er habe bisher nur zwei anerkannt vorzügliche Ope geschrieben; es sei nicht bewiesen, daß er dem Ansinnen, jährlich zwei neue Ope zu componiren, auch werde entsprechen können. Und wenn er es könne, so sei dieselben für das ihm angebotene Gehalt zu theuer bezahlt, falls man nicht dc über ganz sicher sei, daß aus Spontini's Direction der Sänger und des Orchest« diesen eine bedeutende Förderung erwüchse. Hiernach stockten die Verhandlung! bis der König im Juli 1815 wieder nach Paris kam, dort persönlich d Spontini seinen Antrag erneuerte, auch die Dedication eines Militärmusikstüc entgegennahm. Eine Sammlung verschiedener von Spontini componirter Märs gelangte im Aufträge des Königs an Brühl zu gelegentlicher Verwendu Am 22. December 1815 schrieb Spontini selbst an Brühl und bat ihn, ' darum zu bemühen, daß die Angelegenheit erledigt werde. Als dies nichts hi ließ er durch Vermittlung der preußischen Gesandtschaft ihn mündlich dar ersuchen. Am 28. März 1816 antwortete Brühl ausweichend, und erst 3. November schrieb er bestimmt, er bedauere, daß der in seiner Angelegen) vom Könige gefaßte Beschluß den Wünschen Spontini's nicht entspreche, und auf das Vergnügen, ihn in Berlin zu besitzen, verzichten müsse.

Damit schien die Angelegenheit erledigt zu sein. Der König hatte Vorstellungen seines Intendanten nachgegeben. Spontini hatte damals cn dem Amte eines königlichen Hofcomponisten in Paris keine feste Anstellung, ist begreiflich, daß ihn die glänzenden preußischen Anerbieten lockten. Nunn trat er in neue Verbindungen mit dem Königshofe zu Neapel. Im folge: Jahre führt er den Titel: Kapellmeister Sr. Majestät des Königs beider Sici) Auch setzte ihm der König von Frankreich eine Pension von jährlich zweitau Francs aus. Den Gedanken an Berlin scheint er sich aus dem Sinne geschli zu haben.

Da kam König Friedrich Wilhelm 1817 zum dritten Male nach Pc Er hörte denCortez" in der neuen Bearbeitung und war von der Ope entzückt, daß er nicht weniger als vier Vorstellungen derselben besuchte, neue Partitur mußte sofort für Berlin erworben werden. Spontini erhielt Titel eines königlich preußischen Ehrencapellmeisters (Premier muitre cie eba^ üonorairs); er durfte dem Könige das große von ihm für Salieri'sDanai componirte Bacchanal dediciren, welches er, der Neigung des Königs klug sprechend, für die preußische Militärmusik arrangirt, auch durch Einfügung Melodie aus derVestalin" (Da xaix est au ee sour 1e kruit cte xos eongu bereichert hatte. Um sich in der Gunst des Königs noch mehr zu befestigen, er auch daran, einen eöant national prussion zu componiren. Dieser, von e gebornen Italiener und naturalisirten Franzosen componirte deutsche Nati gesang kam wirklich zwischen dem 25. November 1817 und dem 18. Oktober