Issue 
(1891) 66
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Deutsche Rundschau.

die Oberleitung der königlichen Schauspiele wurde ein gefährlicher Dualis hineingetragen. Brühl's geübter Blick erkannte dies sofort. Auch mußte natü die Art, wie er bei Abschließung des Contracts übergangen war, ihn kränken und gegen Spontini mißtrauisch machen. Er glaubte zu wissen, dieser wahrheitswidrige Aeußerungen gemacht habe über persönliche Differer die zwischen Beiden gewaltet hätten, und war geneigt, den nachtheiligen Gerü« Glauben zu schenken, die ihm über seinen Charakter in Paris schon Jahren zu Ohren gekommen waren. Er hatte sich 1814 dort befunden, g« als Spontini die ihm übertragene Leitung des RüäLtrs italisn gegen eine 6 entschädigung an Angelica Catalani abtrat, und sich überhaupt in den Angel« heiten der Oberleitung von einer für die öffentliche Veurtheilung feines Chara nicht günstigen Seite zeigte. Die Administrateure der Großen Oper schilt ihn damals Brühl gegenüberals einen geldsüchtigen, unthätigen Menschen boshaftem, falschem und hämischem Charakter", wogegen Andere Hervorhobe habe stets das Beste der Kunst im Auge gehabt und mit Erfolg für das zu wirken gesucht. Die Zwiespältigkeit in der Veurtheilung seiner Persönliä Welche später in Berlin herrschte, zeigte sich also schon in Paris. Spo seinerseits sah in Brühl seinen natürlichen Widersacher. Das Zusammenw beider Männer begann unter ungünstigen Auspicien.

Contractmäßig hatte Spontini seine Stelle in Berlin am 15. Februar anzutreten. Es wurde ihm jedoch Urlaub gewährt erst bis zum 15. März, bis zum 15. Mai aus Rücksicht auf die beabsichtigte Umarbeitung derOlym Auch hatte der König genehmigt, daßOlympia" ihm als eine der alle Jahre zu componirenden großen Opern unter der Bedingung angerechnet N daß die Aufführungen in Paris und Berlin gleichzeitig erfolgten eine dingung, die nicht erfüllt wurde. Am 27. Mai 1820 traf Spontini in ! dam, am 28. in Berlin ein. Das Theaterperfonal, bei dem seine unter st erhört günstigen Bedingungen erfolgte Anstellung Mißvergnügen erregt ) brachte ihm nicht die freundlichsten Empfindungen entgegen. Im Uebrigen er die Berliner Gesellschaft sich nicht abgeneigt. Günstig gestimmt waren vor Allem die Hoskreise, in denen der Generalmajor von Witzleben und der H Carl von Mecklenburg sich als feine besonderen Gönner gebärdeten. Abev unter dem übrigen gebildeten Publicum hatte der Componist derVestalin" leidenschaftliche Bewunderer; ihre Erwartungen gaben sich in lobpreis Zeitungsartikeln über denMeister der Töne, den Arion unserer Zeit" genug kund. Andere verhielten sich kritisch abwartend, mehr neugierst erwartungsvoll; eine gewisse Spannung beherrschte Alle.

Die Oper war durch Brühl's Bemühungen in einen ausgezeichneten Zr gebracht worden. Die Sängerinnen Frau Milder-Hauptmann, Seidler-Wrm Schulz-Killitschky, Fräulein Eunicke, die Sänger Bader, Stümer, Blume, E Devrient bildeten ein Personal von seltener Vorzüglichkeit. Die Capelle durch B. A. Weber, einen Schüler Vogler's, gut geschult. Auf eine stilvolle stellung verwendete Brühl den größten Fleiß. Das Repertoire bereich ei durch die besten Meisterwerke. Er brachte Beethoven'sFidelio" und E Alceste" zuerst auf die Bühne, andere Gluck'fche Opern bürgerte er dauerr