Issue 
(1891) 66
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Deutsche Rundschau.

charaktere sind einander scharf entgegengesetzt; der ihnen angemessene Ton ist Kraft durch das Ganze sestgehalten. Die ersten Auftritte der Personen, immer in der Oper für die Feststellung der Charaktere das wichtigste Mol bilden, sind stets von großer Prägnanz. Es ist interessant zu beobachten, grundverschieden z. B. die musikalische Weise, mit welcher sich Olympia eins) von derjenigen ist, mit welcher Statira erscheint. Letztere die Hauptpc der Oper hat nur noch in der Medea Cherubini's und allenfalls in Gl Armida ihresgleichen. Ein gramerfülltes, von furchtbaren Erinnerungen düstertes, racheglühendes Weib, dabei in jedem Augenblicke Königin vom Sck bis zur Sohle. Man muß es unumwunden anerkennen: diese Statira ist Bild einer Heroine, die des großen Alexander würdig war. Behält mar Größe des Gegenstandes und des geschichtlichen Hintergrundes im Auge erscheint auch der Aufwand von Kunstmitteln, dessen der Componist sich be hat, kein übertriebener. Gegenüber diesen bedeutenden Eigenschaften der! steht freilich auch eine nicht geringe Anzahl von Mängeln. Abgesehen von falschen geschichtlichen Voraussetzungen der Handlung, die dem gebildeten Zusck unserer Tage leicht störend werden können, erkältet der glückliche Ausgan dieses Zugeständniß an den Tagesgeschmack das Interesse an den Schick der Hauptpersonen; der ursprüngliche tragische Schluß gab jedenfalls wenig dem Charakter der Statira mehr Festigkeit und innerliche Folgerichtigkeit. Musik, die unleugbar groß gedacht ist in ihren Contouren, fehlt es an im Einzelnen. Spontini war kein eigentlicher Jnstrumentalcomponist. ( Jnstrumentalstücke sind theils Ouvertüren, theils Tänze und Märsche, also S welche nur einen einleitenden oder einen begleitenden Zweck haben, aber ganz auf sich selbst beruhen. Nun ist aber die Instrumentalmusik mit dei vergleichlich größeren Beweglichkeit und Mannigfaltigkeit ihrer Organe die Schule für die Entwickelung eines inneren musikalischen Reichthums. Spontini diese Schule niemals gründlich durchgemacht hat, rächt sich ar Wirkung seiner großen dramatischen Formen. Sie haben etwas Eintö) Ermüdendes. Seine Begleitungen sind wenig abwechslungsreich, seine dürftig. Es nimmt Wunder, daß er diesen Mangel nicht selbst bemerkt zu ) scheint, da er doch Mozart, das unübertroffene Muster auch in dieser so hoch verehrte. Den Melodien fehlt es häufig an Plastik, an jener freie) kühnen Bewegung, die unbedingt erforderlich ist, wenn die Melodie bei so m hast angehäuften Tonmitteln sich als die Herrscherin im Tonreich behaupte) Spontini's Tonsprache ist nicht beweglich genug, um bei raschem Wechs, Empfindungen im Verlauf einer Scene immer sofort mit den entsprach Ausdrucksmitteln bei der Hand zu sein. Er vermag auch die Instrumente genügend an der Darstellung der dramatischen Entwicklung theilnehmen zu ) Wenn fast Alles nur durch den Gesang und die Action vermittelt Werder so fragt man, wozu der überreiche Orchesterapparat da sei. Die hohe Ar der Instrumentalmusik in der Oper, Empfindungen vorzubereiten, zu verm ihr Erscheinen innerlich glaubwürdiger und äußerlich einleuchtender zu m hat er entweder wenig begriffen gehabt, oder er fühlte sich der Lösung