Issue 
(1891) 67
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Casati's Aequatoria.

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hier doch noch manches Neue. Die Reinlichkeit dieser Neger ist in Allem, besonders der Zubereitung der Speisen, eine musterhafte. Auch über den eigenthümlichen Schlangencultus der Dinka spricht der Verfasser; doch möchte ich bezweifeln, daß die Schlangen, wie Casati behauptet, Milch dargereicht bekommen, eine Flüssig­keit, welche nach zuverlässigen, sorgfältigen Beobachtern, Schlangen gar nicht zu sich nehmen. Sie verhungern sogar bei Milch. Emin dagegen erzählt uns, daß die Dinkaweiber den Schlangen Fett in den Rachen gießen.

Für die erstaunliche Gleichmäßigkeit vieler afrikanischer Sitten spricht der Umstand, daß auch die Dinka auf Reisen einen Hahn mitführen, ebenso wie ich dies bei den Wanjamensi beobachtet habe. Sehr angenehme Abwechslung bringen die im ganzen Buch zerstreuten Erzählungen der eigenthümlichen Thier­fabeln und Märchen der Schwarzen.

In der Mesrah-el-Rek wurde Casati's Geduld wieder auf harte Proben gestellt, und erst nach langweiligem Aufenthalte konnte er die Reise, diesmal zu Land, fortfetzen. Er erreichte nun das oft genannte Djur (Casati schreibt Dfchur) Gatthas, wo ihn, am andern Ufer des krokodilreichen Flusses Djur, Gessi er­wartete. Casati befreundete sich sehr bald mit dem tapfern Manne, dessen Heldenthaten anderweitig ausführlich geschildert worden sind, so daß hier davon Abstand genommen werden kann. Auch Casati ist, wie alle Anderen, seines Lobes voll. Im höchsten Grade bedauernswerth ist, daß der unglückselige Mahdi- aufstand alle Spuren der ersprießlichen Thätigkeit Gesft's hinweggefegt hat und daß er selbst den Folgen feiner Leiden erliegen mußte. Nach Gessi's Ab­reise brach sofort Unruhe in feiner ehemaligen Provinz aus. Wieder ein Beweis dafür, daß Erfolge in uncivilistrten Ländern leider immer nur an die Person und nicht an das System gebunden sind, und wir deswegen nur wenig Hoff­nung auf schnelles Vordringen unserer Cultur in solchen Ländern hegen dürfen. Gessi und Casati haben eine sehr gute Meinung von dem Schwarzen als Soldat, vielleicht eine etwas zu hohe; allein Casati verkennt auf der andern Seite keineswegs die schlechten Eigenschaften der Neger.

Casati machte noch während Gessi's Anwesenheit einen schweren Unterleibs­typhus durch. Letzterer verschob daher seine Abreise bis zu Casati's Wieder­genesung. Nach Gessi's Abreise schleppte man Casati's sämmtliche Vorräthe weg. Wie Casati selbst erzählt, sagte er kein Wort deswegen. An diesem Princip,kein Wort zu sagen," hat er häufig festgehalten und sich als eine sehr passive Natur erwiesen. Wahrscheinlich mehr als einmal zu seinem Nachtheil, und ebenso später zu Emin's Schaden.

Das nächste Ziel der Reise war Rumbek. Casati erzählt uns von sonder­baren Hochzeitsbräuchen dort. Der Bräutigam beweist seine Liebe und Ver­ehrung für die Braut, indem er dieselbe blutig kratzt. Von Rumbek brach Casati auf, um nach dem durch Schweinfurth's ausgezeichnete Schilderungen berühmt gewordenen Lande der Mombuttu zu ziehen, welche Casati immer Mambettu nennt. Der Ort Tangasi bildete die Hauptbasis für Casati's Unter­nehmungen. Eine Menge merkwürdiger ethnographischer Notizen sind in seinem Gedächtniß haften geblieben.' Wenn er aber von fliegenden Fischen des Flusses Maque spricht, so dürfte ein Jrrthum vorliegen. Eine solch' auffallende Er-