88
Deutsche Rundschau.
scheinung könnte Forschern wie Schweinfurth und Emin nicht entgangen sein Bei dem großen Häuptling Mambango kam Casati mit Junker zusammen.
Casati klärt uns übrigens nicht darüber auf, in welcher Eigenschaft er das Land bereist hat. Er scheint bis zu seiner Zusammenkunft mit Emin ein etwas abenteuerliches Leben, ohne rechten Zweck und ohne bestimmtes Ziel geführt zu haben. Daher fehlt seinem Handeln auch der richtige Nachdruck.
Der durch Schweinfurth berühmt gewordene König Munza findet auch bei Casati Erwähnung. Wie eine große Klage geht das tragische und unverdiente Schicksal jenes Herrschers durch die Völker. Immer wieder tönt das Lied von seinem Untergang. Arabische Niedertracht, der Sklavenhandel und die Sklavenjagden in ihrer abscheulichsten Form werden uns dabei so recht vor Augen geführt. In bewegten Worten schildert uns Casati die Grausamkeiten der Aeghpter in jenen Ländern und tritt warm für die Neger ein.
Casati besuchte auch den Mambukukönig Jangara, der nach ihm die Schwester Munza's, Namens Nenzima, zur Frau hat. Emin dagegen berichtet uns, daß Jangara die jüngste und Lieblingsfrau Munza's, Kattiroto, geheirathet habe. Bei Jangara hielt sich Casati eine Zeit lang auf und hatte demgemäß Gelegenheit, die seltsamen Sitten an seinem Hofe zu beobachten. Dort fand er ein neues, kleines Säugethier, das unter dem Namen venciroü^rax Lnnni beschrieben wurde. Für die Akka schien sich Casati ganz besonders interessirt zu haben, wie die vielen aus seinem Gedächtniß wiedergegebenen Nachrichten beweisen. Dieses einzig dastehende Volk ist über ganz Afrika verbreitet. Nur das Skelett einer Zwergin, welches Casati Emin schenkte, ist aus dem Schiffbruch unserers Forschers in das Londoner britische Museum gerettet worden. Als bemerkens- werth möchte ich hervorheben, daß diese Akka röthlich bis braunes Haar haben. Sie verstehen nach Casati nicht einmal Feuer anzumachen und stehen auf einer sehr niederen Stufe der Cultur. Man hält sie, ohne es aber beweisen zu können, für die Urbevölkerung Afrikas. Sie selbst nennen sich Efö. Von Jangara begab sich Casati zum Häuptling Azanga. Dort wurde er feierlich und mit großem Prunk empfangen. Auch im Reiche Azanga's herrschen, neben Aberglauben und Menschenfresserei, sonderbare Sitten. Unter Anderen erzählt uns Casati, daß ein Ziegenbock zum Tode verurtheilt wurde, weil er den schönen Hund eines einflußreichen Mannes durch einen Stoß seiner Hörner getödtet hatte.
Azanga ist, wie alle mächtigen Häuptlinge, äußerst dünkelhaft und fragte den Reisenden, ob in Chartum dieselbe Sonne wie bei ihm leuchte. Die That- sache wollte er nicht glauben, da ja bei ihm die Sonne seines adu xets am Himmel glänzte. Azanga, welcher im Anfang sehr zuvorkommend gegen Casati war, änderte sein Benehmen von dem Momente ab, wo er hörte, daß die ägyptische Regierung Soldaten zum Belegen in der Nähe befindlicher Stationen sandte. Sein Verhalten wurde zuletzt derart, daß Casati zu dessen Bruder entfloh, wo ihm jedoch der nachfolgende Häuptling persönlich einige Geschenke überbrachte und gute Reise wünschte. Gegen Ende December 1881 langte Casati wieder in Tangasi an.