Casati's Aequatoria.
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Ein Capitel in Casati's Buch ist der Erforschungsgeschichte Afrikas gewidmet. Er macht darin auf eine wenig bekannte Thatsache aufmerksam: „Im Jahre 1816 unternahm der Engländer Tuckey eine Forschungsreise nach dem untern Kongo, die einen sehr unglücklichen Ausgang nahm; er fuhr den Fluß etwa zweihundertundachtzig Meilen hinab (soll Wohl heißen hinauf), allein der Tod überraschte fast alle Theilnehmer der Expedition. Die englische Marine setzte hierauf ihre Erforschungen fort, welche bis zu den Katarakten von Halalla reichten. Die von Tuckey gemachten Angaben waren genau, da sie den großen Bogen, den der Kongo nördlich vom Aequator beschreibt, verzeichneten. Und doch unterließen stets die Karten, welche in der Folge entworfen wurden, diese Angabe, welche man erst nach ihrer Bestätigung durch Stanley's Forschungsreise einzeichnete."
Weiter bespricht Casati die verschiedenen Hypothesen bezüglich des geheim- nißvollen Mlle oder Maqua und warnt vor der Aufstellung solcher geographischer Probleme: die meisten haben sich bisher als unrichtig erwiesen. Jetzt weiß man durch Baker und Greenfeld, daß der sich in den Congo ergießende Obandschi der stelle ist.
Stanley hatte noch ganz falsche Vorstellungen von jenem Flusse, indem erden Aruwimi für den Helle hielt. Er wollte auch den Ruhm der Erforschung dieses bedeutenden Flusses einheimsen, und dies war ein Hauptgrund, weshalb er den Weg über den Congo zu Emin wählte und so eigensinnig an der Route auf diesem für seine Leute und Emin so unheilvollen Wege, den Fluß entlang, festhielt.
Im Jahre 1881 sandte Emin Bey, den während des abesstnischen Feldzuges 1876 schändlicher Thaten angeklagten Hawasch Montasser nach dem Mam- bettu oder Mombuttu, um die Wege dort zu sichern. Hawasch verübte Greuel über Greuel gegen Azanga und den anscheinend mit dem Häuptling Mambanga Verbündeten Jangara. Nach erfochtenem Siege kehrte Hawasch seine Waffen gegen Mambanga, fand aber hartnäckigen Widerstand. Junker und Casati befürworteten nun bei Emin energische Maßregeln, und der daraufhin von Emin geschickte Bakitbey errang rasch und entschlossen einen entscheidenden Sieg über Mambanga. Dieser, ein zweiter Alboin, benutzte auf der Flucht den zum Trinkgefäß umgestalteten Schädel eines von ihm ermordeten Arabers. Nach einem Zusammentreffen mit Casati wollte er Letzteren ermorden. Azanga aber, der für sicheres Geleite Casati's sein Wort verpfändet hatte, versagte die erbetene Erlaubniß dazu.
Hawasch, der während der damaligen Anwesenheit Emin's in Chartum alle Zügel schießen ließ, beging niederträchtigen Verrath an Azanga und dessen Bruder, indem er ihn nach einem Mahle festnehmen ließ und als Sklaven in eine Halsgabel legte, so daß sogar anwesende schwarze Häuptlinge darüber empört waren. Emin beorderte hierauf sofort Hawasch's Abberufung.
Im November 1882 machte sich unser Reisender zum zweiten Male nach den Ländern der Medsche auf, welche zu durchwandern ihm das erste Mal durch Azanga gewehrt worden war. Nachdem sich Casati bei verschiedenen Häuptlingen aufgehalten hatte, folgte er im März 1883 einer Einladung Emin's,