Casati's Aequatoria.
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Emin schrieb nun an Casati, daß das überraschende Fortschreiten der Mahdibewegung ihn veranlasse, sich dem falschen Propheten zu unterwerfen, einen Entschluß, den er bekanntlich nicht aussührte. vr. Junker forderte Casati aus, mit ihm südwärts zu ziehen; doch dieser selbst beschloß, nach Makraka zu gehen. Die Schwierigkeiten der Reise dorthin sind überwältigende. Die Schilderung derselben sowie diejenige der Zustände der Gebiete während des Ausstandes ist lebhaft und spannend. In diesen Schilderungen offenbart sich recht eigentlich der Gegensatz zwischen Emin und Casati. Emin, der Gewissenhafte, geht Allem auf den Grund, gibt genaue Daten, während Casati mehr seiner Phantasie freien Lauf läßt, ohne aber jemals wissentlich Falsches zu schreiben.
Emin hatte in seiner Verlegenheit und in der sich immer verwickelter gestaltenden Lage die große Unvorsichtigkeit, das Wort auszusprechen: „Wir Weißen werden uns retten; das ist meine Ausgabe. Wir werden die schwarzen Soldaten Kabrega übergeben, meinem guten Freunde; er wird uns den Durchzug durch sein Land gestatten." Damit hatte er das Mißtrauen seiner Schwarzen und der Aegypter wachgerufen und sich und allen Weißen enormen Schaden zugefügt.
Casati stellte nun Emin seine Dienste zur Verfügung und gab ihm verschiedene Rathschläge, welche anscheinend der Situation entsprachen. Emin nahm sie mit einem Lächeln auf, ohne sie weiter zu besprechen. Casati ließ sich darüber in bitteren Worten aus. Er schildert Emin's Lage in sehr düstern Farben. Im Januar 1885 sehen wir Casati auf beschwerlichem Marsche nach Lado. Bewegte Zeiten folgen nun. Im April verließ Emin Lado, nach einer Generalversammlung war der Rückzug nach Süden beschlossen worden. „An jenem Tage wurde die Politik der Zweideutigkeit eingeweiht," sagt Casati. Ein gewiß schwerer Vorwurf. Emin fetzte seinen eiligen Marsch, welchen die öffentliche Meinung hartnäckig mit dem Namen Flucht belegte, fort. „Er schuf sich damit selbst den Untergang seines Ansehens, seines Zaubers und eine Reihe von Betrübnissen." Die Vorgänge zu jener Zeit in der Aequatorialprovinz sind ziemlich bekannt, und auch Casati bringt wesentlich Neues nicht vor. Als er bemerkte, daß er nicht im Stande sei, nennenswerthen Einfluß auf den Gang der Ereignifse auszuüben, reiste er im Mai 1885 von Lado ab, nahm seinen Aufenthalt auf der Station Mugi und zog sich „in ein wirklich privates und einsames Leben zurück", sich aller Einmischungen in die Angelegenheiten der Provinz enthaltend. Mitte Juli kam Emin und Casati in Wadelai an, dort Alles im tiefsten Frieden findend; gleichförmig und eintönig verstrichen die Tage. Lado war inzwischen von vereinigten Eingebornen-Häuptlingen angegriffen worden. Eine heftige Bestürmung hätte beinahe Erfolg gehabt, wenn nicht der große „Medicinmann" der Angreifer gefallen wäre.
Nun versuchten Emin und Casati Verbindung mit Uganda über Unjoro zu gewinnen, vr. Junker trat gleichzeitig seinen Marsch nach Süden an. Schließlich erklärte sich Casati bereit, selbst nach Unjoro zu gehen, um Emin dort zu vertreten.
Anfang Juni 1886 wurde Casati vom König oder besser gesagt Häuptling von Unjoro in öffentlicher Audienz empfangen. Derselbe ist allgemein unter dem Namen Kabrega bekannt. Casati nennt ihn aber immer mit seinem eigent-