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Deutsche Rundschau.
lichen Namen Tschua. Mit dieser Audienz begann eine lange Reihe von Widerwärtigkeiten sür Casati, welche, wie wir noch sehen werden, zu einer Katastrophe führten, aus der Casati nur das nackte Leben rettete. Die Schilderung dieser Zeit ist vortrefflich geschrieben und bildet einen der interessantesten Theile des Buches.
Casati's Auftrag ging dahin, freien Weg für Beförderung von Briefschaften und Friedensschluß mit Uganda herbeizuführen, mit dem Kabrega damals in Krieg lag. Ferner wurde gewünscht, Maaren von Uganda her zu beziehen, freier Durchmarsch nach dem Süden sür die ägyptischen Beamten und Soldaten, ein Bündniß mit Ntali, um den Weg durch das Gebiet Nkole nehmen zu können, für den Fall eines Mißerfolges bei den Unterhandlungen mit Uganda, und zuletzt Entsendung eines Vertreters Kabrega's nach Wadelai. Dies Alles, sowie die von Casati weiterhin gegebenen Einzelheiten, waren bisher noch nicht bekannt.
Der alte Minister Katagora bemühte sich, den friedlichen Absichten Casati's zum Siege zu verhelfen. Die von einem sansibarer Händler, Namens Rehan, aufgewiegelte Militärpartei vereitelte jedoch Alles. Tschua ertheilte damals einem tripolitanischen Händler, Mohammed Biri, den auch ich seiner Zeit im Innern kennen gelernt hatte, die Erlaubniß, mit Waaren nach Wadelai zu ziehen.
Emin schrieb nun einen dankerfüllten Brief an Tschua und auch leider einen solchen an Casati's Widersacher Rehan. Dadurch versetzte er, wahrscheinlich doch nur aus Unkenntniß der Sachlage, Casati in eine schiefe Stellung, indem der Schein geweckt wurde, als entzöge er Casati sein Vertrauen. Bei Tschua hatte der Reisende Gelegenheit, den greulichen Brauch des Mpango zu beobachten. Es sind dies Menschenopfer, um eine erzürnte Gottheit zu versöhnen. Tschua glaubte, daß Emin nach Unjoro kommen werde, beschloß plötzlich, seine Hauptstadt Dschuaia zu verlassen und errichtete in Muimba seine neue Residenz, nachdem er die alte den Flammen übergeben hatte.
Im März 1887 erhielt Casati zum ersten Male Nachricht von den Schneebergen am Albert-Eduardsee, welcher dort Ruitan genannt wird. Diese Schneeberge werden von den Wanjoro Warikampanga, von den Makondscho Wirika und von Stanley Ruwenzori genannt. In dem ganzen Buche Casati's findet sich übrigens nicht eine einzige Stelle, in welcher angedeutet ist, daß dieser den berühmten Berg vor Stanley gesehen hat, wie vielfach in Zeitungen berichtet Worden ist. Es scheint demnach Stanley doch nicht der Ruhm bestritten werden zu können, der Entdecker des mächtigen Alpenstockes zu sein.
Casati erzählt eine Anekdote von einem Araber, welcher bei Mtesa's Vater Sunna als erster Händler erschienen war. Der Häuptling belästigte den Araber fortwährend mit Bitten um Glasperlen. Dieser sagte ihm eines Tages, man könne Perlen anbauen. Suuna säete nun Perlen, und da dieselben nicht aufgehen wollten, rieth der Araber sie zu begießen. Als der Araber jetzt bat, mit seinem Elfenbein zur Küste ziehen zu dürfen, antwortete Suuna, daß er erst gehen dürfe, wenn die Perlen keimten. Er mußte bis zu Suuna's Tod bleiben. Dieser schlechte Witz machte die Runde in ganz Afrika. Ich hörte ihn