Casati's Aequatoria. 9Z
in derselben Fassung in Unjamuesi und sogar in der Nähe der Congoquellen erzählen.
Casati gerieth immer mehr bei Tschua in Mißcredit und mußte sich zuletzt sagen, daß seine Vereinsamung vollständig war. Er wurde bewacht: nächtlicher Weile verübte man Attentate auf ihn, und zuletzt ward er sogar der Verschwörung gegen des Königs Leben angeklagt.
Tschua war mit Casati unzufrieden, verklagte ihn bei Emin und bat um dessen Rückberufung, sann aber selbst Verrath und wollte sich des Dampfers in Kibiri bemächtigen, nachdem er zuvor die Erlaubniß zur Anlage zweier Stationen am Albertsee gegeben hatte. Casati fürchtete zuletzt selbst, weigerte sich aber, der Aufforderung Tschua's, sein Reich zu verlassen, Folge zu leisten, gewann vielmehr, nach Überreichung von Geschenken, dessen Gunst wieder.
Casati bat nun Emin schriftlich, er möge für eine regelmäßige Verbindung mit Unjoro Sorge tragen; anders hätte seine Anwesenheit in Unjoro keinen Zweck, und er wolle sich nicht länger unnütz opfern. Emin war dadurch beleidigt, antwortete nur, daß er kein Elfenbein mehr zu Geschenken und auch keine Munition mehr senden werde, ehe Casati nicht Blutsbrüderschaft mit Tschua geschlossen habe. Tschua war mittlerweile wieder nach Dschuaia übergesiedelt, welches man neu aufgebaut hatte. Biri saß unterdessen in Kibiri unter Hangen und Bangen. Er hatte auch alle Ursache dazu, denn er war ohne Tschua's Erlaubniß von Wadelei aus nach Kibiri in Unjoro gekommen, für dortige Anschauung ein todeswürdiges Verbrechen.
Bei Emin weilten mehrere Wanjorojünglinge, welche schreiben lernen sollten, diese schickte Emin unklugerweise auf Verlangen Tschua's zurück; sie hätten gute Geiseln geben können bei den nun folgenden Ereignissen. Es waren inzwischen Briefe von Sansibar gekommen, darunter Emin's Ernennung zum Pascha, welche Casati am 2. December 1887 an Emin sandte; mithin hatte Stanley nur eine Bestätigung der Rangerhöhung Emin's zu überbringen.
Tschua warf zuletzt immer mehr seine Maske ab, denn er wollte sich Casati's unter allen Umständen entledigen und schreckte zuletzt nicht vor Gewaltthaten zurück. In diese traurige Zeit siel wie ein Lichtstrahl die Nachricht vom Erscheinen Weißer bei den Walegga am Westufer des Albertsees.
Am 9. Januar 1888 wurden Casati und Biri aufgefordert, zu angeblich aus Mruli erschienenen Abgesandten zu kommen. Biri war beordert worden, zu diesem Zweck in der Residenz zu erscheinen. Dies war jedoch eine Falle. Casati wollte zwar anfangs sein Haus nicht verlassen, folgte schließlich aber dem Rathe Biri's. „Von schrecklichen Rusen erdröhnte die Luft, die zügellose Schar stürzte sich über uns. Man faßte uns, knebelte uns mit Stricken und band uns auf barbarische Weise an die mächtigen Bäume in der Nähe des Großmagiers."
Unsägliche körperliche Leiden müssen die Armen unter den thierischen Mißhandlungen der schwarzen Bestien ausgestanden haben. Wer aber vermag die geistigen Qualen Casati's zu schildern, dem man mittheilte, daß sein ganzes Haus durchsucht werde und der damit die Gewißheit erlangte, daß er seine sämmt- liche Habe, besonders alle seine Aufzeichnungen verloren habe. Man sagte nun Casati, daß er nach Kibiro gebracht werden solle und band ihn und Biri los.