Issue 
(1891) 67
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Deutsche Rundschau.

Casati versuchte für Biri zu bitten, aber mit Strickschlägen und Prügeln rissen sie ihn von der Stelle. Was aus Biri geworden ist, erzählt uns Casati nicht. Doch wissen wir durch Emin, daß er von Tschua ermordet wurde. Casati selbst gelang es, nebst einem Diener und einigen Soldaten zu entkommen; doch ist die Art der Flucht, wie er sich den Händen seiner Peiniger entziehen konnte, nicht recht verständlich geschildert. Fast aber wären die Flüchtigen wieder ergriffen worden, diesmal jedoch, im letzten Augenblick, wie durch ein Wunder, wurden sie durch einen Häuptling gerettet. Der Diener Casati's fand ein jäm­merliches Boot und gelangte damit nach Tunguru, worauf ihn Emin mit dem Dampfer Khedive am Ufer des Albertsees abholte,Die Freude über die unver­hoffte Rettung ließ Alle verstummen." Emin war jedoch keineswegs zufrieden mit Casati; er machte ihm den Vorwurf, die Interessen der Regierung nicht gehörig vertreten, durch leichtsinniges, starrköpfiges Benehmen den Zorn Tschua's erregt zu haben. Casati hatte Emin vorgeschlagen, einen Dampfer mit Briefen an Tschua zu senden, um die Herausgabe seiner Papiere zu erlangen und Biri's Rettung zu bewerkstelligen. Im Falle dies nicht innerhalb einer bestimmten Frist geschehe, solle Emin die erlittene Schmach rächen. Dieser Vorschlag wurde durch einmüthige Aeußerungen hervorragender Ofsiciere unterstützt, Emin aber lehnte ab und sagte, Casati möge froh sein, daß er noch am Leben geblieben, dringlicher sei die Aufrechterhaltung des Friedens und die Erlangung des Durch­zugsrechtes nach Uganda. Wir stehen hier wieder vor einem der zahlreichen Räthsel jenes Dramas, das nur durch Emin selbst aufgeklärt werden könnte.

Am 30. Januar 1888 fuhr Emin nach Msua am See, um in Folge der von Casati überbrachten Nachrichten nach Stanley zu suchen. Er konnte nichts darüber erfahren, da die Häuptlinge die Anwesenheit von Fremden leugneten und die Bevölkerung schwieg. Nur an einer Stelle hörte er, daß allerdings Weiße dagewesen, aber längst wieder abgezogen seien.

Ueber die innere Lage der Provinz schreibt Casati:Dieselbe hatte sich nicht gebessert, die Duldung hatte zur Lösung der Disciplin geführt und zur Unord­nung hingerissen; das Ansehen des Gouverneurs, der beständigen Angriffen aus­gesetzt blieb, galt nahezu nichts mehr; es war nur noch eine lächerliche äußere Ehrenbezeugung, was ihn umgab." Man vergesse aber nicht, wie schwer es ist, unter solchen Menschen, wie sie Emin zur Verfügung standen, die rechte Aus­wahl zu treffen. Man kann sich auf solches Gesindel nie verlassen, und es ist überhaupt zu verwundern, daß Emin so lange dort aushalten konnte.

Die Ereignisse gestalteten sich zuletzt derart, daß man beschloß, Emin gefangen zu nehmen, um ihn nach Gondokoro zu bringen, wo er unter Bewachung gehalten werden sollte. Nachts, ohne seine Kleider aus dem Bette gejagt, floh er, um sich in Mugi einzuschließen. Wenn Casati über diesen Vorfall richtig insormirt ist, so ist es sehr zu verwundern, daß Emin danach sich überhaupt auch noch einen Tag halten konnte. In Mugi erhielt Emin seine Ernennung zum Pascha durch Casati übermittelt. Emin ergriff dort strenge Maßregeln, trotz seiner Flucht, und nahm Huldigungen seiner Getreuen entgegen. Unter den obwaltenden Umständen sehr merkwürdig. Emin gab sich nun große Mühe, etwas