Heft 
(1894) 82
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Eduard Monte.

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paßte. Ich will Dir demnächst weitläufiger schreiben. Bei den andern ist so eine Lahmerei, daß ich vermuthe, das Ganze wird unterbleiben. Eine Schmach! Nun die Nachricht: aus Mittwoch kann ich nicht nach Kirchheim, weil ich aus einer besonderen Angelegenheit nach Nürtingen geladen bin. Wirst mehr hören.

Adieu bester Karl!

13. An Mährlen.

Nürtingen, den 31. August 1827.

Mein lieber M.!

Ich habe gestern Abends Deine üble Nachricht hier erhalten, sie hat mir im tiessten Herzen Weh gethan; ich wünsche sehnlich, daß die Auskunft durch Jsustinus^ Kserners zu etwas führen mögesi). Geschrieben ist bereits an ihn, und er wird durch meine frühere Anfrage vermittelst des Strauß bereits vorbereitet sein. Denn jene hatte ich sogleich ins Werk gesetzt. Ich habe dem K. nun dringend geschrieben und Dich zum Theil selber reden lassen; gewiß hat er den besten Willen, nur besorge ich, daß es ihm an näherer Notiz über Deiner Frau Mutter Zustand fehlen werde; ich habe dies schon in Deinem vorherigen Brief vermißt. Meinst Du nicht, es wäre insofern ein Nachtrag nöthig?

Ich wüßte Dir nichts weiter zu sagen und zu erzählen, was Dich in Deiner gegenwärtigen Verfassung ansprechen könnte, und Dir Geduld zurufen, hieße, das Echo Deiner jetzigen Tage unnötigerweise vervielfältigen. Aber denke des Leidens, das auch andere haben, und so wenig, als Tu, zur Schau tragen! zu diesen gehört auch Dein Eduard, der überall redlich mit Dir theilen will.

Von Ksöngens aus werde ich Dir wieder schreiben. Unser Kirchheimer Con- Ventikelplatz soll verlassen stehen, bis Du mit leichterem Herzen aus die Gesundheit Deiner Leute wirst anstoßen können.

Mit unserm Plane gehe ich Tag und Nacht um, er ist das stäte Gespräch meines Herzens. Ich erwarte mit Sehnsucht Nachricht von Bernhansen und Stutt­gart. Aber wenn sie nun auch günstig ist, wohin nur gleich? Der Wagner aus unserer Promotion verläßt seinen Platz in Steusfen und wird Hofmeister in Stutt­gart bei einem Herrn von Münchingen.

Leb wohl! Dein tr. M.

Wie steht es denn mit Deinen: Vater?

14. An Mährlen.

Tübingen, den 10. September 1827.

Abends nach 9 Uhr.

Liebster, bester M.!

Kaum sind es 4 Minuten, seit ich durch das Neckarthor hereingefahren, die alte Thorlaterne (zun: Einfahrtskreuzer zünden!) gesehen und aus den: Gefährt ge­stiegen bin, so nehme ich schon eine Feder in die Hand und schreibe an Dich, wenn es auch nur wenige Worte sind sie sollen mich gleichsam aus meinem Traume erwecken oder mir vielmehr schriftlich zu lesen geben, daß ich nicht, nicht träume,

*) Für Mährlen's schwer erkrankte Mutter wurde durch Vermittlung der gerade in Weins­berg weilenden Frau Hausse Heilung gesucht. I. Kerner erzählt den Fall in derSeherin von Prevorst" (S. 114 der neueren Auflagen).

2) Der mit Mörike befreundete David Friedrich Strauß (18081874).

3) Geb. 1804, 4 1872 als Stadtpfarrer zu Gmund.