Heft 
(1906) 30
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daß außer ihm nur Jupiter das Geheimnis kenne. Diese Erklärung besiegelte das Schicksal des Unglücklichen. Tiberius fürchtete, das neue Metall könnte den Wert des Goldes und des Silbers beeinträchtigen, und ließ die Werkstatt des römischen Alnminiumerzeugers zerstören und ihn selbst enthaupten. So blieb das Verfahren'unbekannt.

Es liegt nahe, daß jener Metallarbeiter, dem ja die gewaltigen Hilfsmittel der modernen Chemie und Technik nicht zur Ver­fügung standen, ein einfacheres und wohl auch billigeres Mittel zur Herstellung des Aluminiums als die uns geläufigen Ver­fahren kannte. Ein Nachentdecken und Aacherfinden könnte somit noch heute in diesem Fall einem findigen Mann Nutzen bringen; um seinen Kopf brauchte er in unserer Zeit nicht zu fürchten.

Die Drepfus-Hragödie. (Zu den umstehenden Abbildungen.) Das große Drama, über dem der Name Dreyfus stand, und das das ganze französische Reich in allen seinen Fugen erzittern ließ, hat endlich einen versöhnenden Abschluß gefunden. Der laute Schrei nach Gerechtig­keit ist nicht ungehört verhallt, über Trüm­mer und Leichen hin­weg hat sie doch ge­siegt, und nicht nur die französische Nation kann nun befreit auf- atmen; an ihr hat diese traurige Angelegen­heit wie ein häßlicher Wurm genagt. Viele von den Hauptmitwirkenden in diesem Sensationsstück von Partei und Gegenpartei haben das Ende nicht mehr erlebt leider! Emile Zola, den unerschrockensten Wahrheitskämpser, riefe man gerne ins Leben zurück.

Aber an zweien wird wieder gutgemacht werden, was man an ihnen verbrach, an dem Hauptmann Alfred Dreyfus und an Oberst Picquart, der alles dransetzte, dessen Unschuld nachzuweisen. Im Jahr 1895 wurde Dreyfus von dem obersten französischen Kriegsgericht

wegen Spionage zu Degradation und lebenslänglicher Verschickung nach Cayenne verurteilt. Unmenschliche Leiden hatte der Unglückliche aus der Teufelsinfel auszustehen fünf Jahre lang. Tann regten sich Zweifel an seiner Schuld, sie verdichteten sich immer mehr, Männer wie Zola und der Senator Scheurer-Kestner verlangten eine Wiederaufnahme des Prozesses. Sie fetzten sie durch, seltsame Gestalten, wie der Oberst Henry und Esterhazy, traten auf und kämpften verzweifelt um das Lügengewebe, das sie gesponnen, anfangs mit Glück, denn Oberstleutnant Piegnart, der als Gegenzeuge aufgetreten war, wanderte, ein Märtyrer der gerechten Sache, ins Gefängnis. Nun aber brach die Flut herein, Zolas offene Anklageschrift erschien und beschwor mit dem Prozeß gegen ihn auch die Aufdeckung alles Lugs und Betrugs herauf. Die Revi­sion des Prozesses begann, Dreyfus wurde 1899 zurücktrnnsportiert, und nach erbitterten Kämpfen der Parteien wurde das Urteil vom Jahre t894 durch das Kriegsgericht in Rennes ausgehoben und Dreyfus unter Zubilligung mildern­der Umstände zu zehn Jahren Festungshaft verurteilt. Präsident Lonbet begnadigte ihn: aber feine vollständige Freiheit, seine Ehre, seine Zulunst sind ihm durch dies letzte Urteil des Kassalionshofes vom 12. Juli erst wiedergegeben, ihm und feinen Mittämpfern, die es erlebten.

Das Veiterrnoimment 6)ttos von Wittel'sbach bildet gewissermaßen die Krönung der neuen prächtigen Wit­telsbacher Brücke in München, die mit ihren vier gewaltigen Bogen, ihrer Breite von 20 Metern und ihrer Länge von 138 Metern zu den herrlichsten Bau­schöpfungen der Jsarstadt zu rechnen ist. Mit dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach Hub die eigentliche Geschichte Münchens an, und der Krieger, der vor dem Pferde mit dem Schilde gedeckt in lniender

Kochler Gebirgsschützen.

Die Deutschmeister aus Wieu.

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Vom 15. Deutschen Bundesschießen in München.