Heft 
(1906) 35
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wirtschaftlichen Ausstellungen will sie die alle Gebiete um­fassenden Fortschritte und die Fülle der Segnungen vor Ailgen führen, die Baden der Regierung eines so weisen, pflichtgetreuen und im Vorwärtsstreben nie rastenden Herrscher­paares verdankt.

An ihren Werken sollt ihr sie erkennen", heißt es in der Bibel. Hier sind der Werke schier allzu viele, darum schaut in die Augen aller derer, die in diesen Festestagen von nah und fern vor dem Schloß vorüberziehen, daraus werdet ihr so viele Freude, so viel Verehrung, so viel Dankbarkeit leuchten sehen, daß ihr erkennen mögt: das schönste Juwel in eines Fürsten Krone ist die Liebe seines Volkes.

Aber nicht nur Baden, ganz Deutschland schätzt und ver­ehrt Friedrich und Luise von Baden.

Des Großherzogs goldene Worte, in denen er aller­orten zur Einheit hinweist und nicht ermüdet, Treue zu

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Kaiser und Reich als das höchste Gut zu preisen, er selbst ein leuchtend Beispiel selbstlosester Aufopferung und Hin­gabe für das Wohl des großen deutschen Vaterlandes, diese Worte sind dem deutschen Volk ein Schatz geworden, ein mächtiges Band, das fester bindet als Gesetz und Vertrag. Der Großherzogin mannigfache der Wohltätigkeit gewidmete Unternehmungen sind auch andern Staaten vorbildlich ge­worden; ihr eigenes Wirken aber ist ein Sporn für hoch und nieder, ihrem edlen Beispiel nachahmend, die Saat des Guten weiter zu verbreiten.

So wird nicht nur in Baden, so wird allerorts, wohin der Draht die Kunde trägt vom goldenen Myrtenfest auf Badens Thron, der Segenswunsch zum Himmel steigen:Möge

dem hohen fürstlichen Jubelpaar noch ein langer, ge­segneter Lebensabend, in Glück und Frieden verklärt, im Wider­schein der Liebe seines Volkes vergönnt sein!"

Ein Schreckenslag in den Alpen.

Zur Säkularerinnerung an den Goldauer Bergsturz. (2. September 1806.)

ausende und aber Tausende von Touristen passieren alljährlich Arth-Gold au am Fuß des Nigi. Sie stehen dort inmitten eines gewaltigen Trümmerfeldes, Folgen einer Naturkatastrophe, die in wenigen Minuten eine blühende Landschaft vernichtete. Einhundert Jahre werden am 2. Septem­ber 1906 seit jener Schreckens­stunde vergangen sein, aber noch liegen zerstreut die gewaltigen, zum Teil haushohen Felsen­blöcke da, Moos und Gesträuch haben sie überwuchert, malerische Tümpel sich zwischen ihnen ge­bildet, und am Roßberg klafft noch die Wunde, den Weg bezeichnend, den der Bergsturz von dem westlichen Gipfel her genommen hat.

Ein schneereicher Winter und regenreicher Sommer haben im Jahr 1806 die Mergelschichten, die die Felsgesteine des Roß­bergs zusammenkitten, aufgeweicht und brachten den Gipfel des 1563 Meter hohen Berges ins Wanken. Schon im Sommer lösten sich Felsen häufiger als sonst vom Berg ab; Ende Au­gust setzten starke Regen wieder ein, und nun vernahmen Hir­ten und Holzhauer ein unheim­liches Tosen im Berg. Am 2. September hörte der Regen allmählich auf, aber der Himmel blieb umwölkt und finster. Be­reits am Morgen zeigten sich am Gnypenberg Risse und Spalten im Rasen, im nahen Wald hörte man von Zeit zu Zeit das Krachen der Tannen­wurzeln, man sah Steine aus der Erde heraus gepreßt, und nun begannen größere Stein­massen aus der Höhe in die

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tieferliegenden Wälder hinabzurollen. Um 2 Uhr nachmittags begannen sich scholl gewaltige Blöcke loszulösen, und wo sie im Tal auffielen, da stiegen bräunliche Nebel auf, und ein dumpfes Getöse erhob sich, das wie ferner Donner am nahen Nigi widerhallte.

Das waren die Vorboten der Katastrophe, die nun mit rasender Geschwindigkeit hereinbrach. Ein Augenzeuge, 1)r. Karl Zaym in Arth, schilderte sie ausführlich:Das Erdreich am Bergabhang fängt nun

Gowau mit dem Roßberg.

(Oben die Abbruchstelle.)

auch an, sich voneinander zu schieben und statt der grünen Rasen­decke die bräunlich schwarze Farbe nach außen zu kehren. Die un­teren Wälder bewegen sich allgemach,. und Tannenbäume in unzäh­liger Menge schwanken hin und her. Ganze Scharen von Vögeln

lüften schnell ihre Flügel und richten unter Geschrei ihren Flug dem Rigi zu. Nun wird mit einem Mate die Bewegung der Wälder stärker; ganze Reihen der vorher losgewordenen und sich senkenden Felsstücke, ganze Reihen stolzer Tannen, auf der obersten Felskante sonst so pracht­voll ruhend, stürzen in Unord­nung übereinander und in die Tiefe nieder. Alles Losgerissene, Wald und Erde, Stein und Felswände gerät jetzt ins Glei­ten, dann in schnelleren Lauf und nun in blitzschnelles Hin­stürzen. Getöse, Gekrach und Prasseln erfüllt wie tiefbrüllen­der Donner die Luft, erschüttert das Ohr und tönt im Wider­hall von tausend Bergklüften noch gräßlicher. Ein rötlich­brauner Staub erhebt sich in Nebelgestalt von der Erde, hüllt die zerstörende Lawine in trübes Dunkel ein und läuft als dü­stere Wolke, wie vom Sturm­wind gepeitscht, vor ihr hin. Berg und Tal sind erschüttert, die Erde bebt, Felsen zittern, Menschen erstarren beim Anblick dieser fürchterlichen Szenen. Die aus ihrer Ruhe aufgeschreckte Flut des Lowerzer Sees bäumt sich auf und fängt im Sturm­lauf auch ihre Verheerung an. Ein großer Teil der zerstören­den Masse erstürmt, im Tal an­gekommen, noch den jenseitigen

steilen Fuß des Rigiberges, und einzelne Bäume und Felsstücke fliegen hoch am Abhang hinauf. Während der wenigen Augenblicke, in denen der Leser diese Schilderung liest, in der Frist von drei bis vier Minuten, hat das Ereignis begonnen und seinen Lauf vollendet."

Traurig sah das blühende Tal von Goldau aus. Vier Dörfer wurden von dem Bergsturz getroffen, 111 Wohnhäuser, 2 Kirchen, 220 Scheunen und Ställe zerstört und 457 Menschen verschüttet. Viele