Heft 
(1881) 299
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Gold bäum: Franz Dingelstedt.

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griff, bei Moser sich dem Schwank und der Posse ergab. Aber ein anderes Mo­tiv hatte Laube dem französischen Conver- sationsstücke, ein anderes Dingelstedt der zeitgenössischen deutschen Komödie gegen­über. Laube wollte auf das Publikum wirken, und der graziöse, feingeschliffene französische Dialog, das pathologische

macht, indem er Eduard Mautner, Mosen­thal, Weilen in das Repertoire einstellte; Dingelstedt griff weiter ans und öffnete die Pforten des Heiligthnms auch einem Wilbrandt, Lindau, Moser, L'Arronge. Darüber soll nicht gerechtet werden, weder mit dem Einen noch mit dem Anderen, denn der Leiter eines großen Knustinstituts

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Theaterproblem eines Dumas til8, Feuillet kam dein Geschmack des Wiener Publi­kums entgegen. Dingelstedt genügte dem patriotischen Zuge seiner Seele, dem Heim­weh, indem er die Deutschen bevorzugte, und er sah, daß das deutsche Theater auf die Dauer verhungern müsse, wenn es der heimischen Production die höchsten Maß­stäbe auferlege. Laube hat in dieser Hin­sicht nur den Wienern Concessionen ge-

Mouals hefte, N. 2 !>s. August 1881. Bieetc

hat allemal das Recht, demselben das Gepräge seiner eigenen Individualität aufzndrücken.

Aber wenn es sich um die literarischen Wirkungen der Bühne handelt, wenn die seenische Ausstattung in Frage kommt, dann darf dem Theaterdirector Dingelstedt ein voller Rnhmeskranz ans sein Grab gelegt werden, denn hier ist sein Verdienst von Niemandem übertroffen worden.

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