Mozart's Sildnisse
und ein bisher unbekannt gebliebenes Reliefporträt.
Von
Rudolf Gentze.
ie Deutschen können sich's nun einmal nicht anders vorstellen, als daß ihre größten Dichter und Künstler in Dürftigkeit sterben. Mit Mozart können sie deshalb auch in diesem Punkte sehr zufrieden sein. Er starb als ein richtiger Verschwender, denn er hatte in dem kurzen Leben, das ihm gegönnt war, die unermeßlichen Schätze seines Genius mit einer Freigebigkeit ohne Gleichen der Menschheit dargereicht. Und als sein liebevolles Herz ausgeschlagen hatte, als der kleine blasse Mann in der Erde unter dem Winterschnee lag, da fand man, daß er — außer seinen Schulden — ein Baar- vermögen von sechzig Gulden hinterlassen hatte.
Und trotzdem kann man nicht sagen, daß Mozart's Genie nicht schon während seines Lebens anerkannt worden wäre. Seine guten Mitmenschen konnten sich nur nicht vorstellen, daß ein solches Wunder der Natur auch Lebensbedürfnisse habe wie ein anderer Mensch.
Da Mozart schon in frühester Kindheit angefangen hatte, das Staunen seiner Zeitgenossen zu erregen, so haben wir auch von ihm ganz besonders viele Bildnisse, und zwar ans verschiedenen Lebensaltern; vom siebenten Jahre seines Lebens bis kurz vor seinem Tode wurde er gemalt, gezeichnet, modellirt.
Den eigentlichen Anlaß zu der gegenwärtigen Studie über seine Porträts bietet mir ein Bildniß Mozart's, welches bis setzt, wie ich nach umfassenden Nachforschungen constatiren kann, noch niemals durch Nachbildung für weitere Kreise bekannt gemacht worden ist und welches dennoch zu seinen allervorzüglichsten Bildnissen gehört. Es ist ein kleines Medaillonrelief, ähnlich wie das bekannte und oft durch den Stich nachgebildete von Posch, aber ungleich künstlerischer in der Ausführung und außerdem — wie ich später ans Grund historischer Zeugnisse Nachweisen werde — auch ähnlicher als irgend eines. Ehe ich aber auf dies reizende Kunstwerk zu sprechen komme, möge hier Einiges über die sonst existiren- den Mozart-Bildnisse vorangeschickt werden. Ich will gleich hier dabei mit Dank anerkennen, daß der Vorstand der internationalen Mozart-Stiftung in Salzburg, speciell der Herr Jnstitntsdirector Engl in Salzburg, in jeder Weise mich durch die auf meine verschiedenen Anfragen er- theilte Auskunft bereitwilligst unterstützt hat.
Bezüglich der Illustrationen, welche die hier gemachten Mittheilungen begleiten sollen, wird außer einer nach dem bisher unbekannten Reliefbild gefertigten Zeichnung den Lesern auch ein ans der Kindheit Mozart's herrührendes Bildniß will-