Heft 
(1881) 299
Seite
580
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Mozart's Sildnisse

und ein bisher unbekannt gebliebenes Reliefporträt.

Von

Rudolf Gentze.

ie Deutschen können sich's nun einmal nicht anders vorstellen, als daß ihre größten Dichter und Künstler in Dürftigkeit sterben. Mit Mozart können sie deshalb auch in diesem Punkte sehr zufrieden sein. Er starb als ein richtiger Verschwender, denn er hatte in dem kurzen Leben, das ihm gegönnt war, die unermeßlichen Schätze seines Genius mit einer Freigebig­keit ohne Gleichen der Menschheit darge­reicht. Und als sein liebevolles Herz ausgeschlagen hatte, als der kleine blasse Mann in der Erde unter dem Winter­schnee lag, da fand man, daß er außer seinen Schulden ein Baar- vermögen von sechzig Gulden hinterlassen hatte.

Und trotzdem kann man nicht sagen, daß Mozart's Genie nicht schon während seines Lebens anerkannt worden wäre. Seine guten Mitmenschen konnten sich nur nicht vorstellen, daß ein solches Wun­der der Natur auch Lebensbedürfnisse habe wie ein anderer Mensch.

Da Mozart schon in frühester Kindheit angefangen hatte, das Staunen seiner Zeitgenossen zu erregen, so haben wir auch von ihm ganz besonders viele Bild­nisse, und zwar ans verschiedenen Lebens­altern; vom siebenten Jahre seines Lebens bis kurz vor seinem Tode wurde er ge­malt, gezeichnet, modellirt.

Den eigentlichen Anlaß zu der gegen­wärtigen Studie über seine Porträts bietet mir ein Bildniß Mozart's, wel­ches bis setzt, wie ich nach umfassenden Nachforschungen constatiren kann, noch niemals durch Nachbildung für weitere Kreise bekannt gemacht worden ist und welches dennoch zu seinen allervorzüglich­sten Bildnissen gehört. Es ist ein kleines Medaillonrelief, ähnlich wie das bekannte und oft durch den Stich nachgebildete von Posch, aber ungleich künstlerischer in der Ausführung und außerdem wie ich später ans Grund historischer Zeugnisse Nachweisen werde auch ähnlicher als irgend eines. Ehe ich aber auf dies reizende Kunstwerk zu sprechen komme, möge hier Einiges über die sonst existiren- den Mozart-Bildnisse vorangeschickt wer­den. Ich will gleich hier dabei mit Dank anerkennen, daß der Vorstand der inter­nationalen Mozart-Stiftung in Salzburg, speciell der Herr Jnstitntsdirector Engl in Salzburg, in jeder Weise mich durch die auf meine verschiedenen Anfragen er- theilte Auskunft bereitwilligst unterstützt hat.

Bezüglich der Illustrationen, welche die hier gemachten Mittheilungen begleiten sollen, wird außer einer nach dem bisher unbekannten Reliefbild gefertigten Zeich­nung den Lesern auch ein ans der Kind­heit Mozart's herrührendes Bildniß will-