Issue 
(1879) 27
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Moderne Magie.

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freundlicher Beurtheiler, wie Franz Hosfmann, darauf verzichtet, Klarheit in dieselbe zu bringen. Die Gräfin Vay erzählt in ihrenStudien über die Geisterwelt" wie sie und ihr Mann Medien geworden seien und sich in diesem Zustand allmählich weiter entwickelt haben. Ihr Mann habe sich besonders zum Zeichnen angetrieben gefühlt und die Portraits von längst verstorbenen Bekannten und Unbekannten, dazu aber auch noch, und zwar unter den: Einflüsse von A. von Humboldt, Katzen und Mopse aus dem Mercur dar­zustellen angefangen. Die Geister Hahnemanns und Mesmer's hätten durch sie beide homöopathische Heilmittel ordinirt und zahlreiche Euren gemacht, zuletzt habe sich ihre medicinische Praxis sogar ans abgeschiedene Geister erstreckt. Tie Gräfin erzählt auch von ihrer wunderbaren Sehergabe, wonach sich ihr in einein Glase Wasser symbolische Visionen darstellten, welche ihr von Geistern aus Ereignisse, die'sich entweder in der Ferne zugetragen, oder erst in der Zukunft verwirklichen sollen, gedeutet werden. Wenn wir den Mittheilnngen Zschokke's von seinem räthselhaften Ahnungsvermögen, mittelst dessen er die ganze Lebensgcschichte ihm unbekannter Personen an seinem Geiste Vorüberschweben sah, Glauben schenken, so haben wir wohl keinen Grund denselben der Gräfin Vay zu verweigern, wenn sie in schlichter Weise That- sachen bringt, in der ihre Sehergabe cvnstatirt wird.

Alte Ueberschwänglichkeiten ihrer Phantasie kommen aber erst in den bizarren Reincarnationsgeschichten zur Wucherung. Sie hat Allan Kardec's Lehre ans einen Gipfel der Phantasie geführt, daß auch den gläubigsten Spiritisten die Sache zu toll zu werden anfing und sie der exaltirten Dame ihren Verdruß nicht zurückhiclten. Und doch ist kein Zweifel, daß dieselbe dabei in aufrichtigster Ueberzeugung zu Werke geht und aus derselben heraus sich auch gegen den Spott der Welt gewappnet fühlt. - Im Unterschiede von Allan Kardee vindicirt Adelma von Vay den abgeschiedenen Geistern eine vollkommene Erinnerung um ihr vergangenes Leben. Als ihr einmal ein Geist von einem Raubritter erzählt, der von seiner eigenen Tochter Valerie vergiftet worden sei, ahnt ihr, daß sie wohl selbst diese Vatermörderin gewesen sein könne; später wird ihr bestimmt mitgetheilt, daß sie im vierzehnten Jahr­hundert bereits auf Erden gewesen und in Folge der Jntriguen geistlicher Herren als Hexe verbrannt worden sei. Da nach ihrer Behauptung alle Krankheiten von feindlichen Geistern herrühren, so kommt sie mit diesen durch ihre Patienten in näheren Verkehr und erhält von ihnen die wunderlichsten Ausschlüsse über ihre früheren Erdeuschicksale und letzten Irrfahrten. Da entwickelt sich nun eine ganz neue und gewiß die sonderbarste Art von Roman- dichtuug, worin Geister und Menschen Zusammenwirken und der Schauplatz sowohl das Diesseits, wie das Jenseits ist. Als Probe mögen folgende zwei läppische Geschichten dienen: Bei Gelegenheit der Behandlung eines zweijährigen Mädchens M., das an der Epilepsie leidet, erfährt die Gräfin, daß ein gewisser Geist Raimund die Ursache dieses Zustandes sei. Das Mädchen wäre nämlich durch eine frühere Jncarnation au ihn gekettet, sei seine Brant