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Bernhard Schädel in Darmstadt.
pensioniren, seine Frau hat nur noch nicht entschieden, bei welchem anzufangen sei. Gleim sammt Frl. Braut fand ich im rosenfarbcnsten Humor. Die Sklavcn- handlungs Agentur hat die badische Regierung ihm als einem Ausländer nicht bewilligt, dcmohngeachtet macht sich's und es wird jetzt bald gcheirathct. In Carls- ruh fand ich alles wohlauf, und blieb 3 Tage. Lorouissima waren sehr liebenswürdig, ich war über zwei Stunden bei ihr, und wurden mir endlich Gemälde gezeigt, die freilich nicht sehr virtuos gemacht sind in denen aber doch immer eine Stimmung ausgesprochen sein will — manchem Künstler von Fach zu wünschende Eigenschaft. Ein Gespräch über die schöne Lola war interressant genug. In München kam ich an als Meßreisendcr. Einen ganzen Tisch konnte ich bedecken mit Geschenken für Frau und Kinder. Meine Wohnung gefiel mir wieder recht gut, aber im Winter ist noch mehr als im Sommer zu spüren daß München gegen Franks, gehalten ein Dorf ist. Damit ich nicht vergesse, Frau Hofstadt*) geschieht vielleicht ein Dienst damit wenn Sie ihr sagten daß vor 3—4 Wochen der König bei mir war, und von der Sammlung sprach „nicht wahr es wäre Schade wenn man sie nicht hätte" ist der allerhöchste Ausdruck. Es geht jetzt alles drunter und drüber, aber Kunstsachen scheinen das einzige, was dem trefflichen Mann nicht verleidet ist. Wenn Sie sich die Mühe nehmen wollten diese Stelle F. Höfstadt mit- zutheilen bitte ich meine besten Empfehlungen nicht zu vergessen. Freund Lachner habe ich seit ich hier bin kaum gesehen. Seine Kinder hatten die Röthln, späterhin wie seine gut waren fingen die meinen an, jetzt wirds aber wieder gehen. Am Rhein bin ich jetzt am Lassiren respektive fertig machen. In drei Wochen habe ich diese Last abgeschüttclt. Es ist ein gewaltiges Stück Arbeit. Was thut man aber nicht wenn man die Aussicht hat seine Sachen nicht zu verkaufen und tüchtig bekrittelt zu erleben! Warum habe ich auch nicht gelernt originelle Bilder machen die nebenbei gerade so aussehen wie die andern! Nichtsdestoweniger brenne ich schon vor Begierde die bewußte musikalische Novelle ins Werk zu setzen, und noch andere Dinge die sich noch weniger um das Publicum kümmern. Gott sei tausend Dank daß ich mit etwas Schulmeistern und Poßcnreißen mir die kostbare Muße erwerben kann mehr soll eigentlich niemand verlangen. Wenn es Sie intressirt können Sie ehstens beim Kupferstecher Goebl eine Randzcrchnung von mir sehen die ich als Vergrößerung zu dem Falkcnstcincr Bild gemacht habe. Ich glaube sie ist nicht ganz übel. Von Leo höre ich gar nichts. Ich hoffte er würde sich vernehmen laßen, da die Musikanten in Leipzig waren. Man kaufte sie nicht, weil man nicht zugebcn konnte daß bei einem Hochzeitsmorgcn die Musikanten zur Hauptsache gemacht werden sollten. Auch gut. In Zukunft wenn Sie eine römische Oper schreiben, daß Sie ja nicht die Hauptparthien comisch halten.
Gewöhnen Sie sich ja bei Zeiten an den Gedanken, daß Sie diesen Sommer nach München kommen mäßen, da ich hoffentlich die 2—3 nächsten nicht hier sein werde. Empfehlen Sie mich der Frau Gemalin C. . . . ens Mälzens und wer Ihnen sonst begegnet allerbesteres und schreiben Sie etwas balder als ich
Ihrem aufrichtigsten Freund
Schwind.
VI.
München 21tm Juny 1848.
Liebster Freund Schaedl!
In einem Brief den ich gestern aus Franks, erhielt steht „von dem traurigen Ende das. . . genommen hat, werden Sie wißen". Ich weiß aber gar nichts und
Wittwe dcs Königl. Bayer. Obcr-Appcllationsrathcs Hoffstadt, der sich besondere Verdienste um das Wiederaufleben der Gothik erworben und eine reichhaltige Sammlung von dahin einschlagenden Kunstschtttzcn hinterlassen hatte, um deren Ankauf cs sich handelte.