Issue 
(1880) 40
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- Lin Blick von der politischen warte. - j03

worden. Der Reichskanzler war beinahe gänzlich aus dem Spiele geblieben; er war noch gar nicht erschienen. Kein Wunder, daß das nicht mehr aufzuhaltende Gewitter sich zuletzt an der salschen Stelle entlud. Ohne Wahl zuckt der Strahl. Die unglückliche Samoa-Vorlage fiel als Opfer. Sie war an sich kein wichtiges Ding. Eine aus den endlosen Fluthen des stillen Meeres aufsteigende Inselgruppe war durch Hambnrgische Handelsniederlassungen halb und halb in deutschem Besitz. Kaum ein Jahr war verflossen, daß man der kleinen Colonie zu Liebe mit dem Staatswesen der Samoa-Inseln einen Freundschaftsvertrag geschlossen hatte. Nun brach aus ganz heterogenen Ursachen das Hambnrgische Unternehmen finanziell zusammen. Es lag nahe, durch eine in mäßigstem Umfange zu leistende Staatshilfe die Colonie, weil sie einmal bestand, dem deutschen Mutterlande zu erhalten, und der Reichskanzler inieressirte sich per­sönlich einigermaßen für das kleine Prostet. Das war cs eben, daß er sich dafür interessirte i Es begann ein Streit, als ob ein ganzer Erdtheil erobert werden sollte. Die Frage, ob eine Reichssubvention in der projectirten Höhe wirthschaftlich gut oder schlecht angelegt wäre, wurde mit tiefsinnigen Argumenten erörtert; und st leichtere Arbeit es war, den Rentabilitäts­rechnungen der Neichsregierung ihre Lückenhaftigkeit nachzuweisen, mit desto innigerem Behagen folgte die Majorität des hohen Hauses den nicht einen Deut überzeugenderen Gründen, welche für die gegcutheilige Meinung ent­wickelt wurden. Ter Kanzler hatte die Rentabilitätsfrage offenbar nicht zum Ausgangspunkte seiner Entscheidung gemacht. Er hatte sich gewiß nicht ver­hehlt, daß die Sache in dieser Beziehung immerhin ein Experiment wäre. Aber er war dem patriotischen Impulse gefolgt, die deutsche Flagge, nach­dem sie einmal in jenen fernen Meeren gezeigt worden war, nicht wieder einzuziehen; und er hielt Deutschland ohne Optimismus uoch für wohlhabend genug, um sich diesen kleinen Stolz gegenüber den großen Seemächten erlauben, ihn schlimmsten Falls auch bezahlen zu können. Entwickelte sich nichts Gutes aus der Sache, so war das Unglück zu ertragen; fände dagegen die Colonie ein gedeihliches Emporblühen, so könnte der wirthschaftliche Gewinn weit größer sein, als das zu seiner Erreichung übernommene Risico. Die Gegner der Vorlage wollten hinter derselben allerhand Gespenster sehen. Das könnte uns ja, sagte man, ganz unvermerkt in eine Colouialpolitik hinein- treiben, und eine solche ist doch noch nicht im Princip beschlossen, ist noch nicht in ihrem allgemeinen und besonderen Theile debattirt, noch nicht von fünfzig ver­schiedenen Seiten in ihrem Für und Wider theoretisch beleuchtet! So verlangt es aber der Deutsche, und wird sich darin von dem rohen Empiriker Bismarck nicht bekehren lassen. Die Samoa-Vorlage fiel also. Großer Jubel auf der ganzen Linie, als wäre ein mächtiger politischer Sieg errungen. Der Wieder­hersteller des deutschen Reiches, da lag er im Staube! Und als die Sache schon abgethan war, grollte der Donner noch weiter. Es stellte sich heraus mau höre und schaudere daß auf diesen nichtswürdigen Inseln des stillen Meeres die Elephantiasis zuweilen epidemisch auftritt. Ewig schade,