Issue 
(1880) 40
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Menenius der Jüngere.

daß das nicht noch im Reichstage hatte gesagt werden können. Da wäre es doch mit einem Schlage erwiesen gewesen, in welches Verderben der Kanzler die Nation hatte locken wollen. Zum Glück scheinen die Samoaner über Deutschland nicht so genau unterrichtet zu sein, wie es umgekehrt der Fall ist; sonst riskiren wir die Nachricht, daß man dort erfahren hat, wie oft der Typhus unter den Bewohnern der Reichshauptstadt wütheZ wie die Diphteritis daselbst ihr grausames Spiel treibt, der Chancen einer Cholera­epidemie gar nicht zu gedenken; wie dieses von den schlimmsten Krankheits­stoffen insicirte Deutsche Reich sich vor Jahr und Tag allen Ernstes sogar ans einen Besuch der orientalischen Pest hatte vorbereiten müssen. Erführen das die Samoaner, sie würden vielleicht allen Deutschen den Befehl geben, ihre Inseln unverzüglich zu verlassen; und um keinen Preis käme je ein Samoaner als Gesandter nach Berlin. Was würden wohl die Engländer oder Holländer sagen, wenn man ihnen zumuthete, ihre kostaren indischen Besitzungen wegen der von wilden Thieren und Krankheiten drohenden Gefahren aufzugeben!

Dem vernichtenden Streich, den der Reichskanzler empfangen hatte, folgte sehr bald ein zweiter. Der Kanzler, welcher die Freihafenstellung Hamburgs als ein nur vorübergehendes künftig wegfallendes Institut be­trachtet , wie dies auch bei den Verhandlungen über die Verfassung allerseits angenommen worden war, der Kanzler war dabei ertappt worden, daß er diese von den Hamburgern einigermaßen gemißbrauchte Freihasenstellung auf ein dem ursprünglichen Zwecke entsprechendes Maß zurückführen wollte.Sanct- Pauli" war plötzlich die Parole.Rettung für Sanct-Pauli!" tönte es durch ganz Deutschland. Hätte es sich zur Zeit um Wahlagitationen gehandelt, man würde vielleicht den katholischen Bauern Westfalens und der Rheinprovinz erzählt haben, St. Pauli sei der Schutzpatron von Hamburg, den der Reichskanzler aus Haß gegen den Papst nicht anerkennen wolle. Alle Hebel waren über Nacht gegen die Bestrebungen des Kanzlers in Bewegung gerathen; selbst die ver­fassungsmäßigen Reservatrechte Bayerns und der anderen süddeutschen Staaten wurden als gefährdet erklärt. Das war ein Jubel unter den Kannegießern, den man sich für einen fo späten Zeitpunkt der Reichstagssession gar nicht mehr hatte träumen lassen. Alsbald erschien denn auch der Kanzler im Reichstage, wenig aufgelegt zu Schmeichelreden, erbittert über diese selbst in Deutschland überraschenden Hetzereien. Seine Rede war kurz und barsch. Er fragte die Parlamentsmitglieder:Bin ich allein ein Deutscher, oder sind Sie es gleichfalls? Wollen Sie Alles vernichten, dann kann ich allein nicht Alles halten". Das war aber nun das Schlimmste von Allem, daß er, solche Worte sprach. Eine Fluth von Anschuldigungen folgte ihm, als er empört über das kleinliche Gebahren der Gegner den Reichstag verließ. Nimmt's noch kein Ende mit ihm?" fragten seine zahllosen Gegner, fragte die -oppositionelle Presse, fragte man an tausend Biertischen des gelobten deutschen Landes.Er hält den Mitgliedern des Parlaments Strafpredigten, er