Welt und nicht blos ihre Liebhaber ihr mit großem Geschrei davon abredeten: sie blieb bei ihrem Willen. Denn, sagte sie, der Checco muß zu Grunde gehen, wenn ich ihn verlasse. Und darin hatte sie wohl so ganz Unrecht nicht. Kurzum, eines Tages, als er sich von ihrer Gabe satt gegessen hatte, fragte sie ihn ernstlich, ob er sie etwa heirathen wollte; er sei der Einzige, der schön genug für sie wäre.
Der gute Junge hat sicherlich nie zuvor an solche Streiche gedacht, er war immerdar zufrieden gewesen mit dem, was er hatte. Doch, wie er ihren Vorschlag vernommen hatte, sagte er gerne Ja, weil er sie von Herzen lieb hatte und sie in seinem reichen Haus zu ernähren und zu schirmen meinte; Ihr erinnert Euch, Herr, daß sie ihm dergleichen Flausen vorgemacht hatte. Und so sind sie denn wirklich ein richtiges Paar geworden, das wunderlichste freilich, das man sich denken kann. Der Checco aber ist seitdem ganz und gar zu einem rechten Narren geworden, er bildet sich Wunder was ein aus seine Schönheit und Herrlichkeit, spreizt sich und dreht sich wie ein Hahn, und geberdet sich als ein so großer Geck, daß man ihm oft am liebsten derbe in's Angesicht sagte, was er für eine Spottgeburt ist, wenn's Einem nicht doch immer wieder zu wehmüthig wäre, dem armseligen Krüppel das Bischen alberne Freude an sich selbst zu nehmen. Und glauben würde er's wahrscheinlich doch nicht. Das tolle Kind Carmela aber hat nur alle Tage ihre Lust an dem thörichten Wesen, findet nie ein Ende des Lachens und spielt mit ihm so recht wie mit einer angenehmen Puppe, nur niit mehr Geduld und Sorgfalt, als es Kinder sonst zu thun Pflegen. Nun seht Ihr, Herr, was für absonderliche Dinge auch in unserm kleinen Erdenwinkel geschehen können".
Don Salvatore schwieg, trank sein Glas behaglich schlürfend aus und lachte still vor sich hin. Mir aber wollte kein Lachen über die eigenartige Thorheit des Kindes Carmela kommen, vielmehr ergriff mich eine Sehnsucht, die beiden seltsamen jungen Wesen in ihrem neuen Glücke zu sehen, und obgleich die Sonne hoch im Mittag stand und gewaltig herniederbraunte, machte ist mich doch alsbald einsam auf den Weg nach Caprile, sie in ihrem kleinen Heim zu besuchen.
Leicht fand ich die wohlbekannten Häuschen, die in altem Frieden noch sich gegenüberstanden; voll und freudig glänzte die Sonne daraus, mit heißem, segeuvollem Duft das Land umspielend; ringsum blühten die Cactusfelder, von den Dächern stiegen leise Rauchwolken, behaglich kräuselnd, in die heitere Luft. Wohlig ruhevolle Mittagsstille herrschte überall.
Und siehe, dort saßen die Beiden im vertrauten Schatten, doch nun beisammen vor einer Thür, auf derselben Schwelle, ein harmloses Bild kindlich genügsamen Glückes. Der Blinde flocht an einem Korbe, indeß Carmela neben ihm mit flinker Hand die Spindel drehte. Und fürwahr, Don Salvatore hatte nicht zuviel gesagt: sie war ein süßes, reizendes Weib geworden; wie anmuthig sich die vollen dunklen Haare hinten knoteten, und