Heft 
(1878) 17
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Aus der Zeit für die Zeit.

Der Kaffernlmeg.

Während die Blicke Europas auf die Entwickelung der Dinge in der Türkei gerichtet sind und dort das Blut in Strömen fließt, sind gleichzeitig in anderen Erdtheilen kleine Kriege ausgebrochen, welche in einer Zeit euro­päischen Friedens ungleich inehr die Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben würden, als dies natürlich heute der Fall ist, wo die Lösung der orientalischen Frage alles in Athem erhält.

Oft genug ist darüber geklagt worden, daß wir Deutschen keinen Kolo­nialbesitz in fremden Erdtheilen besäßen. Das Für und Wider in dieser Angelegenheit ganz bei Seite gestellt, ist doch das Eine sicher, daß der Mangel an überseeischen Besitzungen uns eine Menge kleiner Kriege erspart, in welche die europäischen Kolonialmächte jahraus jahrein verwickelt sind. Seit fünf Jahren kämpfen die Holländer um Atschin auf Sumatra, wo der Krieg und die Seuchen tausende von Soldaten dahingerafft haben; in Algerien haben die Franzosen alle paar Jahre gegen die Eingeborenen Kämpfe zu führen, und die Engländer kommen fast nie aus den Kriegen heraus. Sie, die größte Kolonialmacht (ihr Kolonialreich in allen Erdtheilen ist 380,000 Quadratmeilen groß, während das Mutterland nur 5700 zählt), haben stets ihren littls var, kleinen Krieg. Von den Kämpfen in Abessinien und Aschanti haben wir alle vernommen; jetzt eben haben sie an der indischen Nordwestgrenze gegen den wilden afghanischen Stamm der Dschownkis einen Vernichtungskrieg begonnen, welcher der zweiunddreißigsts ist, der an jener Grenze seit dem Jahre 1849, als das Pandschab annektirt wurde, geführt wird. Gefährlicher und wichtiger ist aber der in Südafrika im Herbst des verflossenen Jahres entbrannte Käffern- krieg, der größere Ausdehnung anzunehmen scheint und daher von uns hier erläutert werden soll.

Seit die Europäer, zunächst die Holländer, dann die Engländer sich in Südafrika niedergelassen haben, wurden, gleich dem im Kaplande schon ausgerotteten Elephanten, die Eingeborenen (Hottentotten und Kasfern) mehr und mehr zurückgedrängt, während eine Reihe von Weißen besiedelter Staaten: Kapkolonie, Natal, Oranje- Fluß-Freistaat, Transvaal-Republik sich mehr und mehr nach Norden vorschoben. Die Zahl der weißen Ansiedler war aber zu gering, uni das ganze ungeheure Land allein zu besetzen, zwischen ihnen blieben immer die Eingeborenen, die alten Herren des Grundes und Bodens, in der Mehrheit. Es konnte nicht fehlen, daß zwischen den Ein­dringlingen und den alten Grundbesitzern Kämpfe und Reibungen stattfanden, in welchen die letzteren schließlich doch allemal der höheren Einsicht und Kriegskunst der Weißen unterlagen. Blutig und lange andauernd sind diese Kämpfe allemal gewesen, umsomehr, als von einer Ausrottung der Kaffern nicht die Rede sein kann, wie etwa die Rothhäute Nordamerikas von den Weißen aus­gerottet werden. Als seßhafte, Viehzucht und Ackerbau treibende Völker ergänzten sie sich immer wieder und halten zähe aus. Manche lästige Eigenschaften, wie eine unbändige Raubsucht, ein systematisches Verwechseln von Mein und Dein, Habsucht, Mangel an Aufrichtigkeit und Halten des gegebenen Wortes, machen sie zu unbequemen Nachbarn und führen stets zu kleinen Kämpfen, die gele­gentlich, wie gerade jetzt, auch einen größeren Umfang ännehmen können.

Dieselben wilden Kaffern, die heute sengend und brennend umherziehen, haben bereits 184953 in Britisch-Kasfraria einen wüsten Krieg geführt, in welchem namentlich die Misstonsstationen vernichtet wurden. Grundemann berichtet darüber in seiner vortrefflichen Missionsbibliothek*), daß 1849 unter den Kaffern ein angeblicher Prophet auftrat, welcher unter dein Deckmantel neuer religiöser Lehren (z. B. die Sonne sei Gott> politische Aufregung her­vorrief und den Haß gegen die Weißen schürte. Ehe noch die englische Ver­waltung den Missionaren Glauben schenkte, brach der neue Kasfernkrieg aus, um Weihnachten des genannten Jahres. Die Wohnplätze weißer Kolonisten innerhalb des Landes und weit in die Kapkolonie hinein wurden ausgeplün­dert und niedergebrannt, die Bewohner vom Greise bis zum Kinde ermordet. Allnächtlich rötheten Feuersbrünste weithin den Himmel, Blut und Leichen be- zerchneten die Streifzüge der zahlreichen Feindeshaufen. Die Missionare mußten zum Theil unter großer Gefahr fliehen und die meisten ihrer Sta­tionen wurden dem Erdboden gleich gemacht. Die Lage der Engländer wurde eine immer bedenklichere und die Kaffern unter Sandili, Makomo und Krili, dem Galekahäuptling, durch den günstigen Erfolg ihres Aufstandes immer kühner und -siegestrunkener, dazu durch die Anweisung und Führung der vielen im britischen Heer einexercirten und zu ihnen übergegangenen Hotten­totten immer kampfgeübter. Ihre Hauptkraft bestand darin, einen Guerilla­krieg zu führen, nie auf eine offene Schlacht einzugehen und beim Herannahen größerer Truppenmassen in ihre Schluchten und Büsche sich zurückzuziehen, wohin ihnen die englischen Soldaten nur mit den größten Verlusten Nach­kommen konnten. So wüthete der Krieg bald stärker bald schwächer über zwei Jahre lang fort. Menschen und Geld hatte er schon so viel verschlungen, daß England fast geneigt war, seine Besitzungen im Kaffernlande aufzugeben. .Zweiundzwanzig Missionsstationen (darunter mehrere der Berliner Gesellschaft gehörige, wie z. B. Bethel) waren in Trümmer und Asche gesunken; da gelang es endlich 1853 dem neuen Gouverneur Cathcart, zunächst mit dein Galeka­häuptling Krili, dann mit dem Gaikahäuptling Sandili Frieden zu schließen. Die Kaffern verloren den District Queenstown, aber die Regierung that nun lles, um den Frieden zu erhalten und sie zu besänftigen. Durch Anlegung nr Wasserleitungen und Straßenbauten wurde ihnen Beschäftigung und Ver­wüst gegeben, und durch Ansiedelung einer großen weißen Bevölkerung an er Grenze, wozu die 4000 Mann starke deutsche Fremdenlegion unter Baron tutterheim kam, suchte man sie im Zaume zu halten. Damals entstanden r jener Gegend Ortschaften, welche die Namen Berlin, Potsdam, Braun- >weig, Petersberg, Breitbach u. s. w. tragen. Der Häuptling Sandili selbst

") Ermidemawi-Burckherdls kleine Missionsbibliothek. Zweite Auflage. Bielefeld u. Leipzig 1877.

wurde von der Regierung in Sold genommen und auch durch Schulen und Wiederaufbau der schmählich vernichteten Missionsstationen gedachte man heil­sam auf das Volk zu wirken.

Unser Landsmann, Prof. Fritsch in Berlin, lernte jenen Sandili vor etwa 14 Jahren in dem Dörfchen Stutterheim kennen, welches den Namen nach jenem braunschweigischen Generale trägt, der vor fünfundzwanzig Jahren hier gegen die Kaffern kämpfte. Mit seinem Gefolge zu Pferde kam der Häupt­ling herangesprengt.Die wilden Gestalten, entweder ganz nackt oder nur mit der Nationalkleidung, dem Karoß bedeckt, sprangen von den dürftigen Pferden und erfüllten alsbald die Trinkstube, um ihren Körper durch etwas Brandy gegen die feuchte Abendluft zu stärken. Der Wirth des Hotels wies mir eine lange hagere Figur, die sich weidlich an dem edlen Alkohol zu er­götzen schien, als Sandili, den berühmten Kaffernkönig, welcher der eng­lischen Regierung so viel Kopfzerbrechen verursacht hat. Wer den Augenblick ergreift, das ist der wahre Mann! dachte ich bei mir und packte eiligst meinen photographischen Apparat aus. Die Verhandlungen mit dem edlen Kaffern- fürsten begannen und wenn Jhro Majestät auch Anfangs zwei Pfund Sterling für die Ehre, sich von mir abnehmen zu lassen, verlangte, so kamen wir doch endlich zum Abschluß mit einer Flasche Brandy, welche ich der durstigen Kehle des hohen Herrn bewilligte. Von einem Zimmer aus visirend, eine alte Mauer als Hintergrund benützend, gewann ich das Abbild der theuren Person, welche gleichgültig vor sich hinstarrend draußen im Regen auf dem Stuhle hockte. Seine Meinung sprach er übrigens dahin aus, daß die Deutschen Schelme wären, da sie solche wunderbare Sachen zu machen verstünden.

Sandili ist von der Regierung noch jetzt (1861) gefürchtet, welche ihn dadurch unschädlich zu machen sucht, daß sie ihm einen täglichen Gehalt von >0 Schillingen bezahlt, um ihm auf diese Weise die Möglichkeit zu gewähren, sich durch Brannt­wein zu ruiniren. Er ist dafür gewissermaßen als Polizei­hauptmann über die nächsten Distrikte angestellt, welche er durch seine Autorität in Ruhe und Ordnung zu halten hat. Doch auf die Konstitution des Kasfern verliert der Alkohol seinen Effekt oder übt ihn doch nur wenigstens sehr langsam aus. Nie hätte ich geglaubt, daß der mensch­liche Organismus solche Quantitäten von Spirituosen zu bewältigen vermöchte, wie hiervon diesen Herren vertilgt wurden; sie tranken den stärksten Brandy wie leichtes Bier aus Wassergläsern, zuweilen bis zn drei Flaschen an einem Tage, ohne wesentlich davon gestört zu werden."

Die Ruhe unter diesen Kasfern, sowohl in Britisch- Kasfraria als imFrei-Kaffern-Land" ist immer nur von kurzer Dauer gewesen und die Ereignisse in Europa haben immer auch ihren Schatten auf jene Gegenden geworfen. So weckte die Kunde vom Krimkriege unter ihnen die Hoffnung auf Befreiung vom Joche der Engländer. Es hieß, die Russen würden kommen und sie ver­treiben. Zu jener Zeit, berichtet Grundemann, trat unter den Galeka ein neuer Prophet klmhlakaza auf, der von den Geistern der alten Helden und Häuptlingen des Volkes erfahren haben wollte, daß sie sammt und sonders auferstehen, in einem furchtbaren Orkan die Fremden aus dem Lande fegen und dasselbe wieder in den Besitz ihres Volkes setzen würden. Alle Galeka, die das nicht glaubten, würden von dem Wirbelwinde mit fortgerissen werden. Darum sollte ein Jeglicher all sein Vieh schlachten, sein Korn wegwerfen, kein Feld mehr bestellen, sonst würde er verloren gehen. Da schlachtete König Krili hundert seiner schönsten Ochsen und hieß sein Volk ein Gleiches thun; auch an die Häuptlinge in Britisch-Kasferland erging dieser Befehl. Bald schlachtete man nach Herzenslust, so daß im Oktober 1856 schon der Hunger anfing fühlbar zu werden. Als der erste zur Auferstehung bestimmte Termin verflossen war, erklärte der Prophet: es sei noch nicht genug ge­schlachtet. Auf seinem Kraal glaubte man nachts die Geister der alten Helden in der Luft zu vernehmen; die allgemeine Aufregung erschien zuletzt den Engländern so ernst, daß 5000 Mann Truppen in Britisch-Kasferland sich auf­stellen mußten, um die Grenze (den Kai-Fluß) gegen die Galeka zu hüten. Da erschrak Krili, der selbst schon wenigstens 6000 Ochsen geschlachtet und machte sich mit seinen Räthen und 6000 Kriegern zum Kraal des Propheten auf. Der schob die Schuld auf etliche Häuptlinge, die noch nicht genug ge­schlachtet, und vertröstete auf den nächsten Vollmond, wenn der blutroth auf­ginge, sollten sie wieder zu ihm kommen, denn das sei ein Zeichen, daß die Geister wieder gnädig wären. So ging denn der Taumel fort in Britisch- Kasferland und bis Ende Januar 1857 waren wohl 400,000 Stück Vieh ge­schlachtet. Blutroth ging der Vollmond auf und am 8. Februar erschien Krili wieder vor des Propheten Kraal, ging allein hinein und kam mit dem Gebote wieder, daß binnen acht Tagen nach seiner Heimkehr alles und jedes Vieh, was sie noch besäßen, eine Kuh und eine Ziege für jeden ausgenommen, geschlachtet sein müsse; dann werde die große Auferstehung sicher erfolgen. So ging denn das unsinnige Schlachten noch einmal los und die letzten Var- räthe an Korn wurden weggeschüttet. Endlich erschien der verheißene Tag, der 18. Februar, und es geschah nichts, auch am 19. wurde die Hoffnung der Betrogenen nicht erfüllt. Da wären nun wohl, und darauf war wohl das ganze höllische Spiel berechnet, die hunderttausend Wilden, vom bittersten Hunger zur Verzweiflung getrieben, raubend und stehlend in dis Kolonie eingebrochen, wenn nicht der Gouverneur, Grey, mit der erwähnten deutschen Fremdenlegion erschienen wäre und dem drohenden Verderben einen Damm entgegengesetzt hätte. Aber viele Kaffern starben elend vor Hunger.

Im vorigen Jahre ist es nun zu einem neuen Ausstande gekommen, welcher so große Dimensionen angenommen hat, daß die Ruhe und Sicherheit der östlichen Theile der Kapkolonie dadurch ernstlich in Frage gestellt sind und die dortigen Streitkräfte nicht ausreichen, um die Ordnung wieder her­zustellen. Bereits ist auf dem TransportdampferDanube" ein englisches Regiment eingeschifft worden und die Absendung weiterer Streitkräste ist in Aussicht genommen. Zwar ist gegenüber der Macht, die England zu entfalten

Sandili,

der Führer der Gaikas.

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