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vr. I. Steinbeck.
goldenem Baum als frische Frucht gepflückt ist. Unsere Künstler bekommen hier manches zu hören, Gutes und Schlimmes, was ihnen kein Kritiker sagt. Wenn Rentier Bolle mit seiner dicken Ehehälfte vor dem bekannten Bilde Emil Neide's, aus dem ein junges Paar, mit Stricken aneinander gebunden, eben verzweiflnngsvoll sich in's Wasser stürzen will, die vor Mitleid und Granen fast vergehende Gattin tröstet: „I, laß doch, Mutterken,
scheint mir das Porträt und die Scnlptnr vertreten zu sein, und in dem ersteren Genre wiederum hat das Publikum mit seltener Einmüthigkeit sich für zwei Bildnisse entschieden, die wahrhaft entzückend sind.*) Es sind dies Professor Gnssows Damenporträt und das Bild einer jungen englischen Dame von Robert Herkomer, Professor in Oxford und Mitglied der Akademie, beide weiß in weiß gemalt, von wahrhaft plastischer Lebenswahr-
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Obelisk und Zeustempel von Olympia.
die besinnen sich noch" — so trifft er den Nagel auf den Kopf und genau den Fehler in der Com- position des sonst so vortrefflichen Bildes. Und an vortrefflichen Bildern ist kein Mangel. Man sagt, die Jury habe schwere Arbeit gehabt und sei mit großer Strenge Verfahren, ehe sie aus der Menge des Eingesandten die ca. 3000 Nummern, die Aufnahme fanden, herausgewählt habe. Wir glauben's : aber was nun da ist, ist auch des Ansehens und des Bewunderns Werth. Besonders hervorragend
heit und verblüffender Technik. Namentlich vor letzterem Bilde hat jeder Beschauer den Eindruck, als müßte im nächsten Augenblick die Dame zu ihm herantreten oder er ihr znm freundlichen Gruße die Hand cntgegenstrecken. Von den plastischen Meisterwerken heben wir eine vollendete Schöpfung M. Kleins hervor: „Kein Entrinnen, Scene ans der Sündfluth",
*) Ohne hier ans eine genauere, erschöpfende Beschreibung der vielen Meisterwerke einzugehen, es bleibt dies einem späteren Artikel Vorbehalten. Die Nedactivn.