Teil eines Werkes 
[Neue Nr. 3548] (1899) Sect. Rüdersdorf / unter Benutzung d. Eck'schen u. Orth'schen Aufnahmen im N. O.-Viertel geogn. u. agronom. aufgen. ... u. revidirt durch F. Wahnschaffe
Entstehung
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Blatt Rüdersdorf .

An diesem Theile des Alvenslebenbruches und zwar bisher nur dort, sind die von Noetling beschriebenen Gletschertöpfe, Riesen­kessel oder Strudellöcher aufgefunden worden*). Sie besitzen an der Oberfläche eine kreisrunde, längliche oder auch, wo zwei Strudel­löcher mit einander verschmolzen, lemniscatenartige Form und stellen kesselartige, senkrecht in den Muschelkalk hineingehende Vertiefungen dar, welche zum Theil mit einem zähen, braunen Lehm, zum Theil mit Sand und nordischen Geschieben erfüllt sind. Der Querdurchmesser dieser Riesenkessel beträgt 0,51,5 Meter, während sie eine dementsprechende Tiefe von 16 Metern besitzen. Viele erweitern sich nach unten zu, eine Erscheinung, die nach G. Berendt**) dadurch zu erklären ist, dass der Rückprall des frei herabfallenden Schmelzwasserstrahles in seiner Wirkung nicht mehr bis zu den oberen Theilen des Kessels reichte. Mögen auch durch nachträgliche Verwitterungserscheinungen die Ränder dieser Vertiefungen etwas verändert sein, so ist doch die ursprüngliche Bildung der Aushöhlung nur dem herabstürzenden Schmelzwasser des Inlandeises zuzuschreiben. Dies beweist nicht sowohl die kesselartige Form, als auch die zum Theil aus nordischem Material bestehende Ausfüllung der Riesentöpfe. Möglicherweise ist der braune zähe Lehm aus dein bei der Bildung der Kessel zerriebenen Muschelkalk hervorgegangen, welcher sich besonders an den Wänden absetzte und nachträglich von den sich in diesen Vertiefungen an­sammelnden atmosphärischen Niederschlägen seines Kalkgehaltes beraubt wurde.

Einen weiteren Beweis für die Entstehung der Glacialphäno- mene durch aufsitzendes und sich vorwärts schiebendes Inlandeis bieten die den Muschelkalk überlagernden Diluvialschichten. Be­reits in dem von Eck gegebenen Profil II. findet sich eine Ab­lagerung, welche er als Schutt bezeichnet hat. Diese direct dem Muschelkalk auflagernde, aus fest zusammengepressten zerbroche­nen Kalkstücken bestehende, zum Theil mit nordischem Material vermischte Bildung ist als eine lokal entwickelte Grundmoräne des Inlandeises anzusehen, entstanden durch den Druck der vorrücken-

*) Siehe das beigegebene Kärtchen.

**) Zeitschr. d. Deutschen geolog. Ges. Bd. XXXII, Jahrg. 1880, S. 59.