Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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Geſchichtliche Einleitung. XV

auf, Laubhölzer trifft man beſonders am Stechlin. Vermutlich war der Süden Ruppins im Mittelalter mehr mit Bäumen beſtanden als heutzutage; beiſpielsweiſe erhellt aus einer Urkunde von 1315, daß die Dörfer Krenzlin und Bechlin durch Wald voneinander getrennt waren.

Slawen und Askanier; die Grafen von Arnſtein.

Das Bistum Havelberg war 948 von Otto dem Großen begründet worden. Ruppin gehörte zu ſeinem Sprengel. Freilich laſſen ſich Anfänge chriſtlichen Lebens erſt aus viel ſpäterer Zeit, nämlich den Tagen der Askanier, nachweiſen; bis dahin lebten die heidniſchen Slawen hier faſt ungeſtört. Ein unzweifelhafter Hinweis auf ihre Siedelungen iſt der Kietz bei Altruppin . Doch kommen weder in den Urkunden Slawen vor, noch haben ſich in den Sitten und Gebräuchen ſlawiſche Erinnerungen erhalten, im Gegenſatz beiſpielsweiſe zum Teltow , wo das Meſſen nach ſlawiſchen Scheffeln noch um 1375 bezeugt iſt.

Die allgemeine politiſche Lage brachte es zu Beginn des 13. Jahrhunderts mit ſich, daß das Land Ruppin ſich mehr und mehr deutſchen Einflüſſen eröffnete. Die Prignitz ſowie das Havelland waren deutſch und chriſtlich ſeit Albrecht dem Bären (f 1170). Wenn in der Koloniſation unter den nächſten Nachfolgern Albrechts das Land Ruppin nur eine geringe Rolle ſpielt, ſo liegt dies wohl daran, daß die Askanier vom Havelland aus hauptſächlich nach Oſten und Nordoſten hin vor­drangen und Ruppin für die erobernden Fürſten ohne ſtrategiſche Bedeutung war. Ob dieſes Gebiet damals von einem ſlawiſchen Kleinfürſten, der etwa in Altruppin ſeinen Sitz hatte, beherrſcht wurde, läßt ſich nicht erweiſen; derartige Herrſchaftsbezirke waren freilich in der Mark häufig(Teupitz , Zoſſen , auch Cöpenick). Auf eine verhält­nismäßig verbreitete Urbevölkerung läßt die große Anzahl ſlawiſcher Namen(Krangen, Molchow) ſchließen; beſonders fremdartig klingen noch heute die Namen der Dörfer hart am Luch: Wutzetz, Vichel, Garz, Manker, Protzen. Ein ausgeſprochener Rund­ling, dicht am Waſſer gelegen, iſt Paalzow. Eigenartig iſt auch die Anlage des zwiſchen See und Luch nur einen Zugang aufweiſenden Fiſcherdörfchens Alt frieſack, bekannt durch ein hier gefundenes, einzigartiges ſlawiſches Götzenbild aus Holz.

Zuerſt, wohl ſchon um 1170, wurde die Südweſtecke des Kreiſes um Wuſterhauſen und Neuſtadt herum beſiedelt, und zwar unter Mitwirkung derer v. Plote. Die Beſiedelung des eigentlichen Landes Ruppin erfolgte ein wenig ſpäter, bald nach 1200. Die große Anzahl von befeſtigten Ortſchaften, oppida oder municiones ge­nannt, läßt auf die Unſicherheit der Zuſtände ſchließen.

Das Entſcheidende und für den Kreis Eigentümliche iſt nun, daß dieſes Gebiet zwiſchen Doſſe und Rhin zur Zeit der ſtädtegründenden Markgrafen Johann J. und Otto III. an ein angeſehenes, mit den Askaniern verſchwägertes Geſchlecht kam, nämlich an die Grafen v. Arnſtein . Ob ſie mit dem Erzbiſchof Anno von Köln, in deſſen Familie die gleichen Vornamen Walter und Albero vorkommen, in Verbindung ſtehen, iſt nicht ſicher nachweisbar. Die ſüddeutſche Herkunft der Grafen , die ſich nach der