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Nachwirkungen der Pocken leidend, wohnte er zu Beginn des Jahres 1524 den Feſtlichkeiten bei, mit denen man zu Berlin die Hochzeit des Herzogs Albrecht von Mecklen burg beging. Er kehrte auf ſein Schloß Altruppin zurück, erkrankte und verſchied am 28. Februar 1524. Als ihn kurz vor ſeinem Tode ſein getreuer Rat Hans v. Zieten fragte, wem er Land und Leute verleihe, antwortete er:„dem Kurfürſten von Brandenburg “. In ſeinem letzten Willen bedachte„Herr Weichmann, Graf zu Lindow , Herr zu Ruppin und Möckern “ die Kirchen zu Altund Neuruppin, die Jungfrauen zu Lindow und Granſee und endlich das von ihm zur letzten Ruheſtätte erkorene Kloſter zu Neuruppin . Insgeſamt betrugen die Vermächtniſſe nur wenige Hundert Gulden. Das letzte Glied der gräflichen Familie, das im Neuruppiner Kloſter 1526 be— ſtattet wurde, war die hinterlaſſene Witwe des bereits 1499 geſtorbenen Grafen Jakob, Anna von Stolberg. Darauf wurde die Gruft geſchloſſen; eine Gedächtnistafel trug die Worte:„Hierunder iſt der edlen Herren
Abb. VII.
Urk. vom 20. April 1517.(Geheimes Staats
archiv. Umſchrift: 8. WICHMANI DEI GRA
von Lindo Graff, von olders hefft ſe gewecket Godes Krafft.“ Das Andenken der Grafen , deren Blut in weiblicher Linie fortgelebt hat und noch in den Adern mancher
deutſchen Fürſtenfamilien rinnt, erloſch
nicht fo bald. Schon früher hatte man den Grafen Ulrich 1.(F 1346) beſungen:
„Ullrich, det war en gode Herr,
Schade, det he lewt nich mehr.“ Und das Sprichwort des Grafen Ulrich IV.(F 1420):
„Hew ick Geld, ſo mütt ick gewen,
Andre Stände mütten ock lewen“ war lange im Gedächtnis des Volkes geblieben. Der Chroniſt Haftiz ſchrieb am Ausgang des 16. Jahrhunderts:„Dieſe Graffen find fromme und gütige Herren ge— weſen, die ihren Unterthanen alles liebes und gutes erzeigt haben.“
Anfall der Herrſchaft an Kurbrandenburg .
Der Übergang der Herrſchaft in kurfürſtlichen Beſitz vollzog ſich in der Weiſe, daß Kommiſſare, unter ihnen der Biſchof von Lebus , das Land in Aufſicht nahmen und den gräflichen Nachlaß aufzeichneten. Ihnen folgte bald der Kurprinz in Begleitung des Stendaler Propſtes Dr. Redorfer, um den Städten und der Ritter— ſchaft die Verſicherung zu erteilen, der Kurfürſt würde fie bei ihren Privilegien be— laſſen. Der Prinz nahm am 3., 4. und 5. April 1524 die Erbhuldigung in Granſee ,