XXIV Ruppin.
erheblich verringert, blieben aber immerhin derart, daß etwa der dritte Teil der bis: herigen Zahl von Jungfrauen das Leben friſten konnte; ſo hat Lindow , ähnlich wie eiligengrabe und im Gegenſatz zu Zehdenick , ſich bis auf den heutigen Tag behauptet, und zwar in der Form eines adligen Stifts.
Einem Regiſter von 15642 zufolge belief ſich die Zahl der Geiſtlichen in den Städten auf etwa 20, in den Dörfern auf nahezu 60 Ortspfarrer,„plebani“. Schon damals wurden Guten-Germendorf mit Buberow, Walchow mit Buſchow zuſammen geiſtlich verſorgt. Manches hat ſich auch geändert, beiſpielsweiſe gehörte 1542 zu Schönberg Gühlen, heute aber Grieben. Aus den an und für ſich recht trockenen Viſitationsprotokollen fallen hie und da helle Streiflichter auf die ſozialen und wirtſchaftlichen Zuſtände der Geiſtlichkeit. Daß die Pfarrhäuſer in Trümmern lagen, daß mehrere „Matres“ infolge der Dürftigkeit der Einkünfte von demſelben Geiſtlichen beſorgt wurden, war keine Seltenheit; von Wuſtrau hören wir ſogar, daß der Pfarrer von alters gleich den andern Einwohnern das Vieh hüten mußte. Die adligen Patrone verwuchſen damals mehr und mehr mit den Kirchen ihrer Dörfer. Ein Bericht von 1713 handelt von kirchlichen Stiftungen, z. B. für Walsleben:„Ketha v. Oppen, Seel. Andreas v. Klitzings Witwe, legiert umb 1600 ad pias causas 1600 Thlr., als 1000 Thlr. zu einem Stipendio für die ſtudierenden Prediger Söhne u. ſ. f., Frau Catharina v. Lüderitzen, Seel. Dietrichs v. Klitzings Wittwe, hat Ao 1620 zu einer freyen Schule 400 Thlr. legiret.“
Der Wandel der Anſchauungen zeigt ſich recht, wenn man das Teſtament des letzten Grafen Wichmann mit der Grabinſchrift des Amtshauptmanns v. Zerbſt in Altruppin von 1592 vergleicht. Dort heißt es„Gott und Jungfrau Maria“, doch hier: Ich glaube an einen Gott und an Jeſus Chriſtus ,„credo in unum deum et in Jesum Christum .“ In der Bücherei mancher Pfarrkirche, z. B. zu Wuſterhauſen, befinden ſich deutſche Bibeln aus dem 46. Jahrhundert. Die neuteſtamentlichen Zitate auf der Walchower Tafel zur Erinnerung an Theodor Hölſche(F 1868) bezeugen, wie die Bibelkenntnis in ſpäterer Zeit ſicherlich— ob ſchon im 46. Jahrhundert, iſt freilich fraglich— bis in das Innerſte des Volkes gedrungen iſt.
Der Große Krieg.
Im Jahre 1608 ſtattete der„Landreuter“ Simon Schulz über den Ruppiniſchen Kreis eine„Relation“ ab, aus der erhellt, welchen Umfang der Kreis hatte und wie die allgemeinen Beſitzverhältniſſe waren. Die drei großen, dem Landesherrn zuſtehenden Städte waren Neuruppin , Granſee und Wuſterhauſen , als„kleine Stedte“ werden die auch„dem Markgrafen zuſtändigen“ Altruppin , Lindow und Wildberg ſowie das dem v. Bredow gehörige„Reinßberge“ bezeichnet. Es gab„5 Schloſſer“, nämlich Altruppin, Kloſterhof zu Lindow , ferner die Häuſer der Blankenburg zu Goldbeck, der Winterfeld zu Neuſtadt und der Bredow zu Rheinsberg . Von den 86 Dörfern waren der Ritterſchaft 456 ganz, 12 teilweiſe„zuſtendig“, die übrigen faſt ausnahmslos landesherrlich.