Geſchichtliche Einleitung. XXVII.
markungen von nur einigen hundert Hektar und ihre Einwohnerzahl beläuft ſich heute auf nicht viel über 100. Daß Wahlendorf nahezu 1000 ha hat, erklärt ſich dadurch, daß Teile der Feldmarken Woltersdorf und Wildhagen dazu geſchlagen wurden. Die dritte Reihe der„Koloniſten⸗Etabliſſements“ wurde„auf Königlichem Forſtgrund und ſchlechten Wieſen“ von 1774— 1780 angelegt, und zwar hauptſächlich in der Doſſeniederung, wo u. a. Groß⸗ und Klein⸗Derſchau, Friedrichsbruch, Siegrothsbruch emporwuchſen, zumeiſt von„Holländern“ bewohnt, wie aus den Acta manualia des Miniſters v. Derſchau im Geheimen Staatsarchiv erhellt. Hand in Hand mit dieſer Neuſiedlungspolitik gingen die großartigen Entwäſſerungsarbeiten, die von 1747 bis 1755 und von 1773 bis 1778 dauerten. Doſſe und Rhin wurden aufgeräumt, grade geſtochen und zum Teil in neue Betten gelegt. Tauſende von Morgen gewann man hierdurch zur Ausſtattung neuer Qrtſchaften. Wie lebhaft das perſönliche Intereſſe war, das der Große König, der einſt von 1733— 740 den Kreis bewohnt hatte, an dem Gedeihen der Kolonien hart am Luche nahm, erweiſt der Bericht des Amt— mannes Fromme von 1779. Für alle Einzelheiten der rechtſchaffen bearbeiteten Einrichtung“, für die Schickſale der eingeſeſſenen Familien zeigte der Herrſcher das regſte Intereſſe; er erkundigte ſich, ob dem v. Kleiſt zu Protzen die Abgrabung des Luchs geholfen, ob in Bechlin das Gut noch immer in bürgerlicher Familie ſei, begrüßte in herzlicher Freude den herbeigeeilten General v. Zieten. Auch die Erinnerungen an die längſt vergangenen Rheinsberger Zeiten ſtiegen in ihm auf.
Großes war gegen Ausgang ſeiner Regierung erreicht. Aus den Nachrichten bei Büſching, Bratring und Borgſtede geht hervor, daß die Bevölkerung um 1800 weit zahlreicher war als in der Zeit vor dem Dreißigjährigen Kriege. Beſonders ſtark war die Zunahme an Büdnern, ländlichen Handwerkern, Gärtnern und Kleinbürgern; die Zahl der Großbauern dagegen hatte ſich nicht weſentlich verändert. Starke Lücken wieſen freilich die Reihen des alteingeſeſſenen Adels auf. Viele Geſchlechter, wie die Kahlebutz, Gühlen, Zicker, Fratz, Woldeck, die einſt im Kreiſe geſeſſen, waren ausgeſtorben oder abgewandert, ſo daß eigentlich nur vier Familien vom Mittelalter an überdauerten, nämlich die Quaſt, Zieten und Rathenow , ferner die Rohr und Kröcher. Ihnen geſellten ſich dann bereits im 18. Jahrhundert die Grafen v. Schwerin zu Walsleben, die Freiherren v. d. Kneſebeck zu Karwe, v. Romberg zu Brunn und die v. Kriegsheim zu Barſikow zu. Im Gegenſatz zu der:*
ö.; nt. ſiegel des Generals früheren Zerſplitterung beſaßen dieſe Familien einen mehr ge⸗ Hans Foachim ſchloſſenen Beſitz. v. Bieten( Wuſtrau ).
Die große Rheinsberger Herrſchaft, die der Königlichen Familie ihre Ausbreitung verdankt, hat ſich über weite, ehedem mehr oder minder öde Strecken ausgedehnt und dem altangeſeſſenen Adel kaum Abbruch getan.
Nach Büſchings Topographie der Mark von 1775 zählte der Kreis, außer den drei immediaten Städten, zwei königliche Amter: Ruppin und Neuſtadt, ein prinzliches Amt: Reinsberg mit Sonnenburg und Heinrichsdorf; im Jahre 1773
Abb. X. Regiments