Geſchichtliche Einleitung. XXIX
rechnete man bei der Domänenkammer 6 königliche, 29 adlige Vorwerke, 62 königliche, 56 adlige und 4 Kämmerei⸗Dörfer, endlich 65 Windmühlen, darunter 34 königliche. Um 1800 gab es rund 180 Siedlungen!
Induſtrielle Anlagen wurden neugeſchaffen(Eiſenhammer bei Neuſtadt, Zechliner Glashütte) und trugen zur Erhöhung des Wohlſtandes bei. Auch die Errichtung des weitbekannten Geſtüts zu Neuſtadt ſei in dieſem Zuſammenhang erwähnt; ſie fällt ebenſo in die erſten Jahre der Regierung Friedrich Wilhelms II. wie die Anlage des Ruppiner Schiffahrtskanals, der dann bald ſeinen Nutzen erwies, als es galt, Bau— materialien zum Wiederaufbau Neuruppins heranzuſchaffen.
Im 19. und 20. Jahrhundert(Verwaltung, Verkehr, wirtſchaftliche und geiſtige Kultur).
Den Feind haben die Ruppiner, ſeitdem die Schweden 1675 auf ihrer Flucht hindurcheilten, nur noch einmal längere Zeit geſehen, nämlich 1806—- 1808. In Walsleben ließen ſich damals die Franzoſen Gewalttätigkeiten zu ſchulden kommen. Bei Neuruppin ſchlugen ſie ein großes Lager auf. Am Kriege 1813 nahmen die Kreisinſaſſen begeiſterten Anteil; der Gutsherr von Karwe, Carl Friedrich v. d. Kneſebeck , gewann unvergängliche Lorbeeren; die Neuruppiner Bürger und ſelbſt die Schüler zeigten ſich wehrhaft. Von dem Todesmut der bäuerlichen Bevölkerung kündet manche in den Kirchen aufgehängte Tafel, z. B. in Walchow. An den Krieg 1870571, in dem der Oberſt v. Zieten aus Wildberg an der Spitze der Rathenower Huſaren am 16. Auguſt den Heldentod fand, erinnern viele Denk— mäler, unter denen ſich beſonders das Neuruppiner auszeichnet.
1816 wurde der Kreis inſofern umgeſtaltet, als man einzelne Striche im Nord— weſten Zechlin ) abtrennte und dafür zum Erſatze den weſtlichen Teil des Landes Löwenberg hinzufügte. Der erſte Landrat des umgebildeten Kreiſes war der Sohn des Generals v. Zieten, der ſich während feiner 42 jährigen Amtsführung durch die Beförderung der Chauſſeebauten, Anlegung von Begräbnisplätzen außerhalb der Ort— ſchaften und Begründung des Neuruppiner Muſeums große Verdienſte erwarb. Klöden nannte ihn einen„auf vaterländiſche Merkwürdigkeiten höchſt achtſamen, verdienten Landrat“. Durch die Einführung der Städteordnung war hinſichtlich der inneren Verwaltung der Unterſchied zwiſchen den ſpäter ſogenannten„Immediatſtädten“ ((Granſee , Neuruppin , Wuſterhauſen ) und den Mediat⸗ oder Amtsſtädten(Altruppin, Lindow , Rheinsberg ) in Fortfall gekommen.
Die Geldnot zwang den Staat, den größten Teil der Amter Lindow und Altruppin ſowie auch Zehdenick und Oranienburg zu veräußern, ſodaß ſich heute der fiskaliſche Beſitz in der Hauptſache auf Waldungen beſchränkt. Auch die Herrſchaft Rheinsberg wurde von demſelben Schickſal betroffen. In dem privaten Großgrundbeſitz war der Wechſel nicht minder groß. Berghaus berechnete 1856, daß in den letzten 50 Jahren 18 adlige Familien, d. h. 51,4 Prozent ihrer Zahl am Schluß des 18. Jahrhunderts, in Abgang gekommen waren. Die Lücken füllten zum kleineren Teil andere, zugewanderte adlige Geſchlechter aus(die Grafen v. Königsmarck zu Stöffin und