Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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XLII
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Friedhofstore.

Klöſter.

Befeſtigung.

XLII. Ruppin.

Die älteren Friedhofsmauern ſind vorherrſchend aus Granitfindlingen hergeſtellt und paſſen ſich damit vorzüglich der natürlichen Lage und Bepflanzung des Friedhofs an. In mehreren Fällen, fo in Guten⸗-Germendorf und Rönnebeck, iſt der Zugang als beſonderes Durchfahrtstor, zuweilen mit Nebenpforte, ausgebildet. Dies geſchah ſelten in Feldſtein , wie zu Banzendorf, häufiger in einfacher Backſteinarchitektur, wie zu Herzberg, Rönnebeck ſowie auch Guten⸗Germendorf, deſſen Tor erſt der Renaiſſance­zeit angehört.

Das älteſte, wiewohl nur als Ruine erhaltene Kloſter im Kreiſe iſt das der Prämonſtratenſerinnen zu Lindow , beſonders wertvoll als früher, der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts angehörender Bau. Höchſt einfach in der Anlage, iſt er in gemiſchter Technik, jedoch vorherrſchend aus Granit errichtet. Alle Räume waren in einem Flügel, und zwar dem öſtlichen, vereinigt; dadurch war ein Kreuzgang im vollen Sinne unmöglich. Abgeſehen vom Kapitelſaal dienten die Räumlichkeiten weltlichem Gebrauch; Küche und Speiſezimmer waren anſcheinend vereinigt. Eigentlich klöſterlich war vor allem der gemeinſame Schlafſaal mit ſeinem regelmäßigen Wechſel von kleinen Fenſtern und Wandſchränken ſowie den großen Maßwerkfenſtern in beiden Giebeln. Bemerkenswert iſt auch die Vereinigung eines beſonderen Schul­gebäudes mit dem Kloſter.

Bedeutender in der Anlage als Lindow waren die beiden unmittetbar an der Stadtmauer gelegenen Bettelmönchsklöſter des Kreiſes, das der Dominikaner zu Neuruppin und das der Franziskaner zu Granſee . Beide umſchloſſen in der üblichen Weiſe mittels dreier Flügelbauten den Kreuzgang, der bei beiden auf die Seite des benachbarten Sees gelegt wurde und fo einmal auf die Nord⸗, das andere Mal auf die Südſeite der Kirche kam. Bei dem Granſeer Konventbau fällt auf, wie wenig die drei gleichgroßen quadratiſchen Erdgeſchoßräume ihre verſchiedenen Zwecke zum Ausdruck bringen. Selbſt der Kapitelſaal iſt nur an der kellerartigen Einrichtung einer Fußbodenheizung erkennbar.|

Eine ſtark befeſtigte Stadt war im Mittelalter Granſee , deſſen Ringmauer mit ihren zahlreichen Weichhäuſern überdies durch verhältnismäßig ausgezeichnete Erhaltung für das Studium von beſonderem Werte iſt. Gegenüber der Feld­ſteinnauer in Rheinsberg iſt fie, wie alle übrigen des Kreiſes, im weſent lichen, d. h. unter Ausſchluß der Grundmauern, ein Backſteinwerk. Als ſeltene Eigentümlichkeit erſcheint an ihr allein die beiderſeitige Böſchung. Von Wehrgängen findet ſich hier wie auch ſonſt nirgends eine Spur. Die Form der Weichhäuſer iſt auch im Kreiſe Ruppin ſchwankend, die meiſten ſind eckig; halbrunde hatte einſt die Südweſtſeite von Neuruppin , zwei vereinzelte aus Feldſtein die Mauer von Granſee . Hiernach hat es den Anſchein, daß die halbrunde Form die ältere war, wie auch ihre Verwendung an der Ringmauer der Altruppiner Burg zu beſtätigen ſcheint (vgl. S. 275). Vollrunde Türme traten in Neuruppin und(nach Merian zu urteilen) in Granſee zu je zweien auf, jedoch in verſchiedener Stellung. Während ſie in Granſee beide nahe den Toren ſtanden, finden wir ſie in Neuruppin von dieſen weit entfernt, einmal als Befeſtigung der ſüdlichen ſcharfen Ecke der Stadt, das andere