Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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XLIII
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Kunſtgeſchichtliche Aberſicht. XILIIl

Mal inmitten der landwärts gewendeten Langſeite. Für je einen der beiden beſtand noch bis in die Neuzeit in den beiden Städten die Bezeichnung Pulverturm.

Von Toren hat ſich nur noch das Neuruppiner zu Granſee erhalten, jedoch ohne den einſt vorhandenen Zwinger, der, wie auch der Zwinger des Seetores in Neu­ ruppin , nur noch in Abbildungen feſtgehalten iſt. In beiden Fällen führt die Tor­fahrt durch den Torturm ſelbſt. Bei dem Ruppiner Tor in Granſee beſteht bereits aus mittelalterlicher Zeit ſeitlich ein Nebentor, vermutlich zur Entlaſtung für den Tagesverkehr der Wagen. Der Turm hat hier auf der Feldſeite noch genügende Reſte bewahrt, um daraus die ehemaligen Verteidigungseinrichtungen erkennen zu laſſen.

Auch durch ihre Warten zeichnete ſich die Befeſtigung von Granſee vor anderen aus; wir finden außerdem nur noch eine unter dem Namen Kuhburg in Neuruppin . Bei beiden Städten werden auch Landwehren erwähnt.

Die Entſtehungszeit der Befeſtigung iſt naturgemäß verſchieden, überdies in den einzelnen Fällen ſehr unſicher, ihr Beginn fällt indes mit großer Wahrſcheinlich­keit überall noch in das 13. Jahrhundert.

Über die Formgebung der mittelalterlichen Bauwerke ſei an dieſer Stelle ein Formgebung kurzer Überblick eingefügt. in Granit und

Für die älteſte Zeit ſind nach Maßgabe des Materials zu unterſcheiden die Backſtein. Formen des Granitbaues und des Backſteinbaues.

Die Profilierung in Granit beſchränkt ſich auf Faſen(Sockel) und einfache Abſtufung(Portale), ſowie ſchlichte Schrägen an Fenſtern. Sobald reichere Formen gewählt wurden, griff man zum Backſtein.

Die Formgebung in dieſem Bauſtoff unterſcheidet ſich nicht weſentlich von der anderer Gegenden. So reiche Ausbildung des Stils wie bei St. Katharinen in Brandenburg kam nirgends zuſtande, ſchon weil die wichtigſten kirchlichen Gebäude, die hierbei hauptſächlich in Betracht kommen, großenteils der Frühzeit angehören, ferner aber weil man auch in der Spätzeit häufig zu den einfachen Formen der früheren zurückgreift. Auffallende Schwankungen, im Gegenſatz zu der Stetigkeit in anderen Gegenden, zeigen hier die Backſteinformate.

Von den konſtruktiven und formalen Einzelheiten kommen in erſter Linie die Gewölbe als der am tiefſten in den Organismus eingreifende Konſtruktionsteil in

Betracht. Die Wirkung dieſer Art Deckenbildung auf das Außere kommt vor allem in den Strebepfeilern zur Geltung, mit denen alle Gewölbekirchen in älterer Zeit verſehen waren. Allmählich bildete ſich die Vorliebe dafür in dem Grade aus, daß dann auch ungewölbte Kapellen ſolche mehr zum Schmuck als aus Notwendigkeit er­hielten. So z. B. St. Stephan in Wuſterhauſen in ſeinem polygonalen Teile. Die ſpätere Konſtruktionsweiſe mit eingezogenen Strebepfeilern fehlt, mit der einzigen Ausnahme der Siechenhaus kapelle in Neuruppin , wo die Widerlager nach außen und innen verteilt ſind.

Die älteſten Strebepfeiler ſind von geringem Querſchnitt, namentlich ſehr ſchmal und einmal oder mehrmals abgeſtuft. Bezüglich der Form ihrer Endigungen ſind