alterlichen Urkunden wird fie das eine Mal— Urkunde von 1170— als camera imperialis, d. h. Sitz des Reichskämmerers bezeichnet, das andere Mal in der Urkunde vom 3. November 1315 als die Stadt, von der die ganze markgräfliche Herrſchaft ihren Urſprung herleitete, wie von der Quelle die Bächlein.
Von der Art, wie damals wohlhabende Bürger gebaut und gewohnt haben, vermag uns die heutige Stadt kein klares Bild zu geben. Um ſo ſtärker aus— geprägt ſind dagegen die Erinnerungen an die mittelalterliche kirchliche Vergangenheit. Dörfliche und ſtädtiſche Gotteshäuſer, Dom- und Mönchskirchen ſtehen noch heute in ſolcher Fülle aufrecht, daß die übrigen märkiſchen Biſchofsſtädte hierin keinen Vergleich mit Brandenburg aushalten. Und das Eigentümliche iſt dabei, daß das bürgerliche Element durchaus nicht wie im mittelalterlichen Lebus oder Havelberg von der Kirche in den Schatten geſtellt wurde. Alt- und Neuſtadt Brandenburg hatten vielmehr vom 13. Jahrhundert an ihre beſonderen, von der Kirche unabhängigen Daſeinsgrundlagen, auf denen auch nach der Reformation eine Weiter— entwicklung möglich war.
Sagenhafte Überlieferungen und älteſte geſchichtliche Kunde.
Lebhaft beſchäftigte ſich von jeher die Phantaſie märkiſcher Geſchichtsforſcher mit der Vorgeſchichte Brandenburgs . Verſetzte doch der Chroniſt Garcäus, den Spuren des Sabinus folgend, die Entſtehung der Stadt in die Tage des Galliers Brennus , 416 vor Chriſti Geburt, und brachte ihren Namen mit dem Frankenherzog Brando, der 270 nach Chriſto gelebt haben ſollte, in Verbindung. Und Bierſtedius' Chronicon de Brandenburgo enthält Tabellen zur Stadtgeſchichte, die bis 1253 vor Chriſti Geburt zurückreichen! So haltlos dieſe Fabeleien auch ſein mögen, ſie erweiſen: der Zauber altehrwürdiger Vergangenheit umgab die Stadt. Deutſche wie Slaven ſuchten daher im Wetteifer miteinander die alte Metropolis Marchiae für ſich in Anſpruch zu nehmen, wobei auch die Herleitung des Namens eine Rolle ſpielte. In der älteſten Zeit kommen lediglich die rein deutſchen Formen Brennaburg und Brendanburg vor; erſt ein tſchechiſcher Jeſuitenpater des 17. Jahrhunderts, Bohuslaus Balbinus, hat verſucht, den Namen auf ſlaviſche Wurzeln zurückzuführen, indem er rein willkürlich die Urform Brannybor, Brennabor(= Waldſchutz) bildete. Ebenſo unbegründet, weil auf einen polniſchen, ſchlecht unterrichteten Chroniſten des 14. Jahr— hunderts zurückgehend, iſt die Annahme, daß Sgorzelice(—Brandſtätte) der wendiſche Name für Brandenburg geweſen ſei, wie ſchon Beckmann notierte. Von jeher hat alſo Brandenburg einen deutſchen Namen getragen, wenn es auch ſicherlich lange Jahrhunderte nach der Völkerwanderung in den Händen der Slaven warn.
Im 8. Jahrhundert beginnt ſich allmählich das Dunkel, das auf den Havellanden laſtete, zu lichten. Die Havel wird zum erſten Male in literariſchen Quellen zur Zeit Karls des Großen genannt und zwar in Verbindung mit dem Vorſtoß, den, wie die Annalen des Frankenreichs berichten, der Herrſcher 789 über die Elbe in das Slaven— land hinein machte; zu Schiff auf dem Havelfluß,„per Habola fluvium“, kamen damals
1) Vgl. Tſchirch, Bilder aus der Geſchichte der Stadt, S. 2f