Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
XXVI
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XXVI; Stadt und Dom Brandenburg .

Johann die Städte zu einem Landtag nach Kölln entbot. Wenn auch Friedrich J. oft genug betonte, wie ehrwürdig ihm Brandenburg als Sitz alter Könige erſcheine, ſo war zweifellos die Verlegung des Schwergewichts in den Marken von Stendal⸗Salzwedel nach Berlin-Kölln für die Städte deshalb nicht vom Vorteil, weil dadurch Brandenburg faſt zu einem Grenzort an der Südweſtecke der märkiſchen Lande ward.

Oft genug wurden militäriſche Forderungen von den Zollern an die Bürger, die durch die auch noch nach 1415 fortdauernden Fehden mit Magdeburg ſtark zu leiden hatten, geſtellt. 1424 ſollten beide Städte 30 Gewappnete zu Roß und 100 Schützen nach Rathenow ſenden, 1440 gegen die Sachſen, die bei Wittenberg lagen, ziehen. 1469 und 1470 wurden ſtarke und rüſtige Reiſige gen Soldin gegen die Pommern entboten. 1472 hatten die Städter mit 30 Pferden und Harniſch wohlgerüſtet in Kölln zu erſcheinen, da Gefahr von Hans von Sagan drohte. Zwei Jahre darauf wurden Zimmerleute und 10 Rüſtwagen nach Garz zum Feſtungsbau beordert, und 1475 hatten ſich Bewaffnete zu Pferde, Fuß und Wagento dem Berlin einzufinden. Kurze Zeit darauf wurden in einem Gefechte bei Mittenwalde durch einen Feldhauptmann des Königs Matthias von Ungarn vielereich Purger von Brandenburg gefangen genommen, und ſo ſah ſich der Neuſtädtiſche Rat 1478 genötigt, den Pfingſtjahrmarkt abzuſagen. Erſt gegen Ausgang des 15. Jahrhunderts trat ein Friedenszuſtand von Dauer ein.

Noch im Jahre 1431 hatte man mit Berlin-Kölln und Frankfurt einen Bund zur Aufrechterhaltung der alten Rechte geſchloſſen eine letzte Regung politiſcher Selbſtändigkeit! Ebenſowenig wie man in der Folgezeit an den Abſchluß von Bünd­niſſen mit anderen märkiſchen Städten denken konnte, vermochte man auch die Be ziehungen zur Hanſe aufrecht zu erhalten, und im Jahre 1476 entſchuldigte der Rat beider Städte fein Nichterſcheinen beim Hanſetag damit, daß er durchtrefflife Saken ſeines gnädigen Herrn des Markgrafen J ſei; der förmliche Aus­tritt erfolgte freilich erſt 1518.

In ähnlicher Weiſe wurde auch den Biſchöfen und dem Kapitel um dieſe Zeit die ſteigende Macht des Landesherrn fühlbar, beſonders unter Kurfürſt Friedrich ll. Die Biſchöfe des 14. Jahrhunderts, oft durch päpſtliche Proviſion zum Bistum be fördert, hatten ſich dei et apostolicae sedis gratia genannt; oft wurden Abgaben nach Rom geliefert, ſo an Papſt Urban, der 1368 für Herſtellung des durch Erdbeben zerſtörten Kloſters Montecaſſino 780 Goldgulden verlangte. In der Zeit nach dem erfolgloſen Awuseinandergehen des Baſeler Konzils kamen dagegen die Biſchöfe völlig unter landesherrlichen Einfluß, nachdem Papſt Eugen 1447 zugunſten des branden­burgiſchen Kurfürſten, den er für ſeine Abwendung vom Konzil und die Rückkehr zur römiſchenObödienz belohnen wollte, auf Beſetzung des Bistums verzichtet hatte. So warfen die Ereigniſſe der Reformation, die zu der Erhebung des Kurfürſten zum oberſten Biſchof der märkiſchen Kirche führen ſollten, ſchon drei Menſchenalter vorher ihre Schatten voraus(vgl. Hennig, Kirchenpolitik der älteren Hohenzollern und die päpſtlichen Privilegien des Jahres 1447). Damals wurde die uralte Kirche auf dem Marienberge mit ihrem bereits 1435 von dem erſten Zollern begründeten Kloſter