Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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CIII
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Topographie, Clll

gewiſſen Matthias zur Züchtung von Maulbeerbäumen für den Kreis übergab. Auf

der Weſtſeite der Kirche ſtand das bereits 1381 genannte Wedem- oder Witwenhaus, an deſſen Stelle i. J. 1552 das Schulgebäude der Altſtadt entſtand.

Es wäre wohl möglich, daß ſich der Markt einſt in voller Breite bis an den Huck ausgedehnt habe.

Das Rathaus der Altſtadt ſcheint, nach den Fundamenten zu ſchließen, früher anders als heute, nämlich in der Richtung von Nordoſten nach Südweſten geſtanden zu haben. Sein Keller führte nach dem dort im 15. Jahrhundert verſchenkten Biere den Namen Zerbſter Keller. Es war jedenfalls gleichbedeutend mit dem Kaufhauſe, deſſen zuweilen urkundlich Erwähnung geſchieht, ebenſo wie auch der Scharnen und Brot­ſcharnen(1320). In dieſen Gebäuden, ſowie auf dem umliegenden Platze und den angrenzenden Straßen wurde der Wochenmarkt abgehalten; die Ratswage(1455 die Wagebude genannt), die Ratsſchreiberei, das Schulzenamt(Ordonnanzhaus, jetzt Waiſenhaus), der Stadthof(jetzt Siechenhaus) und das Syndikatshaus(jetzt Armen­arbeitsanſtalt) befanden ſich nahe dabei. Im Anfange des 18. Jahrhunderts ſtand mitten auf dem Markte die Hauptwache des Militärs, wurde aber im Jahre 1722 dem Rathauſe angebaut. Vor dieſem damaligenGerichtshauſe ſtand ein Militärgalgen(Tſchirch im 38.= 40. Jahresber. d. Hiſt. Ver., S. 153).

Die an dritter Stelle bedeutendſte Bauanlage der Altſtadt war das Franziskaner: oder Barfüßerkloſter mit der Johanniskirche. Sie füllte die ſüdliche Ecke innerhalb der Stadtmauer. 1544 wurde darin ein Armenhoſpital eingerichtet und ſpäter verlegte man auch das Gertrudenhoſpital hierher. Das Brauhaus des Kloſters lag an der Stelle des ſpäterenSalzhauſes(ſiehe S. 46). Auf dem weſtwärts belegenen

Gebiet des Johannisfriedhofs und Hoſpitalgartens errichtete man 1775 eine Kaſerne.

An die Ritterſtraße ſchloß ſich ein kurzes Stück Damm mit der langen Brücke und der darauf belegenen, ſeit 1323 der Altſtadt gehörigen Mühle.

Der Wendkietz war meiſt von Fiſchern und Garnmeiſtern bewohnt(Fromme, Nomenclatura).

Die Brücke bei derSchiffart zwiſchen dem Kietz und dem noch 1420 ſogenanntenalten Damm erhielt erſt in neuerer Zeit den noch nicht zuverläſſig erklärten Namen Homeienbrücke(1722, Kataſter zum Hedemannſchen Plane der Stadt). In den Urkunden von 1384 und 1423 heißt ſie:Brücke nächſt dem Kietze vor der alten Stadt. Unmittelbar nördlich davon befand ſich das i. J. 1204 dem Dom­kapitel beſtätigte Karpwehr, captura, das nach ſeiner Lage im Südende des Beetzſees auch die BenennungSeewehr erhielt. Bei der Bedeutung, welche die Fiſcherei in Brandenburg hatte, war ſein Beſitz und ſeine Inſtandhaltung von nicht geringer Wichtigkeit, zumal für die Altſtadt, welche i. J. 1308 den See und i. J. 1324 deſſen Fortſetzung zwiſchen Riewendt und Bagow erwarb. Ein Jahrhundert danach wurde ſie angehalten, daſelbſt eine Zugbrücke von der Weite anzulegen, daß man mit einem Korn- und Lehmſchiffe bequem hindurchfahren könne. Die vorzügliche Ziegelerde, an welcher die Ufer des Beetzſees reich ſind, führte man ſchon damals in großer Menge zur Stadt ein. Nun lag zwar die altſtädtiſche Ziegelei mit ihrer noch heute

Der Markt.

Das Kloſter.

Der Kietz und die Homeien­brücke.