mehr wahrſcheinlich 1475 zum Abſchluß gebracht. Dieſe Schiffsteile bilden in Anlage, Struktur und Einzelformen eine faſt genaue Fortſetzung des Chores. Ganz gering— fügige Abweichungen weiſen nur die Pfeilerſockel und der Dachſtuhl auf. Die beiden Portale, in denen ſich das weſtliche Joch nach Norden und Süden öffnet, ähneln dem der Nordkapelle unter Weglaſſung der kleinen ſeitlichen Blenden. Das Backſtein— format im Schiff wie im Chor iſt 29— 30. 14— 15. 8,5 em.
Etwa gleichzeitig, nämlich i. J. 1474, wurde die dem Schiff auf der Südſeite angebaute weſtliche Kapelle durch den Lebuſer Domherrn Matthäus Prenne geſtiftet. Der in ihr errichtete Altar wurde laut Inſchrift ebenfalls 1475 geweiht. Das Obergeſchoß über der Kapelle iſt durch eine Treppe in der Weſtwand zugänglich und war vom Stifter zur Bibliothek beſtimmt. Unter dieſer Treppe befindet ſich ein kleiner unterirdiſcher Raum von unbekannter Beſtimmung. Die vier Kreuzgewölbe des Erd— geſchoſſes ſtützen ſich in der Mitte auf einen Rundpfeiler ohne Baſis mit einfachem Profilkapitell, an den Wänden auf ſchlichte gekehlte Konſolen. Die Nordwand öffnet ſich in beiden Geſchoſſen in zwei ſpätgotiſch profilierten Rundbögen nach der Kirche. An der Oſtwand wird das Sockelprofil der älteren mittleren Südkapelle ſichtbar. Die Wand gegenüber, an der Treppe, wird innen wie auch außen durch eine Reihe Stichbogenniſchen gegliedert. Die Fenſter ſind im Stichbogen geſchloſſen. Die einſtige Bücherei iſt von einem achtteiligen Rippengewölbe überſpannt.— Inwieweit Meiſter Reinstorp an all dieſen Bauausführungen noch beteiligt war, iſt ſelbſt bei ihrem ziemlich übereinſtimmenden Charakter nicht mit Sicherheit anzugeben.
Achte Bauzeit. Das hohe Dach der Kirche, das notwendig die Firſthöhe der früheren Baſilika überſchritt, reichte mit ſeinem Firſt bis über das Hauptgeſims des damals bereits beſtehenden Mittelturms und forderte ſeine Erhöhung. Eine ſolche ſcheint indeſſen erſt viel ſpäter, gelegentlich einer umfaſſenden Erneuerung der Kirche infolge der Einführung der Reformation, z. Zt. als das Patronat der Kirche auf den Magiſtrat der Stadt überging, zur Ausführung gekommen zu ſein. Sie erſtreckte ſich auf die Wiederherſtellung bzw. Ausweißung des Innern(1559), die Anſchaffung von zwei neuen Glocken i. J. 1557, von denen die eine noch vorhandene von Andreas Moldenhewer, die andere von einem Meiſter Jacob gegoſſen worden iſt(W. Schott, Beiträge zur Geſchichte der St. Gotthardtkirche , S. 53), die Bemalung der Orgel (1554) und die Aufſtellung eines neuen(jetzt noch vorhandenen) Hauptaltars(1559). Auf der Anſicht der Altſtadt einer in der Kirche befindlichen Votivtafel des Hans Trebaw(Abb. H iſt eine bereits der Renaiſſance angehörige Endigung des Turmes dar— geſtellt, die über dem Feldſteinmauerwerk die zwei Glockenſtuben mit ihren Schallöffnungen erkennen läßt. Über ihnen erheben ſich vier Giebel als Abſchluß zweier ſich kreuzender Satteldächer, aus deren Mitte eine Laterne anſcheinend mit geſchweiftem Dach emporwächſt. Die faſt rohen verwilderten Maßwerkformen der oberen Schallöffnungen und damit das ganze Geſchoß dürften etwa der gleichen Zeit(1557) angehören. Das richtige Höhen verhältnis des Turmes zum Dache der Kirche wurde leider auch damit noch nicht erreicht.
Neunte Bauzeit. Im Jahre 1767 wurde ſchließlich der baufällig gewordene Dachreiter abgenommen und die gegenwärtige keineswegs unſchöne Turmſpitze(Taf. 1