Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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14 Stadt Brandenburg .

hohem Hut als Trennungen zwiſchen den hier viereckigen Füllungen mit Darſtellungen aus dem alten Teſtament(Taf. 6). Die Treppentür iſt oben mit dem Wappen der Tuchmacher geſchmückt, das den Bogen und das Schlagholz der Tuchmacher zeigt und von einem Figürchen des guten Hirten bekrönt wird. Die gleiche Reife der Formgebung im Figürlichen wie Ornamentalen zeigt der in Holz ausgeführte Schalldeckel(Caf. 3 und. Sein reicher architektoniſcher Aufbau iſt von großer Anmut; die Geſimſe ſind ſehr wirkungsvoll und ſchön profiliert. Das untere Hauptgebälk iſt mit einem Kranz von Ziergiebelchen und den Geſtalten Aarons, Davids und der Propheten geſchmückt. Dazwiſchen erhebt ſich das Dach mit ſeiner den Auf erſtandenen baldachinartig überragenden Laterne, die von der Figur des Heilandes mit der Siegesfahne bekrönt wird. Die neuerdings ſehr glücklich ausgeführte Bemalung und Vergoldung des Ganzen wird vervollſtändigt durch eine auf der Unterſeite des Schalldeckels gemalte Dreieinigkeit und eine die Kanzel mit dem Schiffspfeiler in Verbindung bringende gemalte Draperie..

Als gewiſſermaßen zur Kanzel gehörig ſei hier die i. J. 1624 am gleichen Pfeiler angebrachte Gedenktafel angeführt, die an die Stiftung der Kanzel durch die 100 damaligen Tuchmacher der Altſtadt erinnern ſoll(Taf. 7). Ihre Hausmarken füllen die architektoniſch umrahmte Tafel, in deren Giebelverdachung eine Figur (angeblich Methuſalem als Patron der Gilde) mit dem Abzeichen des Handwerks ſteht (vgl. über Haus- und Hofmarken Homeyer, S. 406). Die ſeitlichen Liſenen ſind mit je vier auf Kupfer gemalten, fein durchgearbeiteten Bildniſſen der damaligen Kaſtenherren und Altermeiſter der Gilde beſetzt. Unten in der Mitte der Tafel iſt ein großer ovaler Amethyſt eingelaſſen mit der darauf bezugnehmenden Beiſchrift:

Ut vigiles reddäés amethystus vina repellit Sic vigil officio pascito pastor oves 1624. (Wie der Amethyſt wachſam machend des Weines Wirkung vertreibt, So ſoll, wachſam im Amt, der Hirt die Schafe weiden 1624. Im Jahre 1795 wurden Stein und Kanzelrenoviert und bei dieſer Gelegenheit zwei Bildniſſe von Gildemeiſtern hinzugefügt.

Die in Bronzeguß hergeſtellte Taufe(Taf. 8 u. 9) von 1,02 m Höhe und 0,82 m oberem Durchm. iſt ein koſtbares Werk ſpätromaniſcher Kunſt. Sie hat die all­gemeine Form eines Bechers, deſſen hohl geſchweifter Fuß mit dem Gefäßteil durch vier nicht ganz vollrunde, vielmehr flachwirkende und hohlgegoſſene ſtützende Figuren ver­bunden iſt. Sie halten Bücher in den z. T. abgebrochenen Händen und ſollen wohl die vier Evangeliſten darſtellen. Es ſind hagere Geſtalten von ſtrenger altertümlicher Bildung, welche die Schale der Taufe auf ihrem Nacken zu tragen ſcheinen. Dieſe iſt an ihrem oberen Rande mit vier ebenſo altertümlich gezeichneten Tierköpfen beſetzt. Ihre etwas geneigt ſtehende ſeitliche Fläche iſt mit einem prächtigen romaniſchen Blattwerkfries geſchmückt, der von zwei Schriftſtreifen eingeſchloſſen wird. Die obere aus reich verzierten Unzialbuchſtaben beſtehende Inſchrift bildet einen Leoniniſchen Hexameter und lautet:A+ Q Abluo peccata do celi gaudia grata(Abb. 7). Die untere Umſchrift lautet:Obiit Elisabeth e IZ KL® Septembris. Leider wiſſen wir