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werk plötzlich ohne Endigung abgebrochen, und ohne alle Rückſicht auf ſie beginnt die völlig neue Anordnung eines Aufbaus, der das Satteldach dahinter kaum ahnen läßt. Dieſer freilich meiſterhaft entworfene Aufbau beſteht aus vier gleich hohen ſechseckigen Pfeilern und drei ſchlanken Giebeln von vollendeten Verhältniſſen. Die durch Eckſtabwerk verſteiften Pfeilerchen ſind wiederum in drei Stockwerken mit baldachinartigen Wimpergen umkränzt und endigen in kreuzblumenbekrönten Spitzhelmen. In den drei Giebelchen, deren Unterteil durch ein reiches Friesmotiv und Sockelgeſims abgetrennt iſt, herrſcht oben der Rundbogen bzw. die Kreisform, welche die Hauptlinien des Maßwerks bildet. In dieſe ſind die zierlichſten, gleich zarten Spitzengeweben durchbrochenen Roſetten geſpannt, deren größte ſchließlich die mit Kantenblumen beſetzten Wimpergen krönen. Dieſes luftige Gefüge konnte natürlich nur durch großes techniſches Geſchick und mancherlei kleine, nicht eben monumentale Hilfsmittel wie Eiſen bis zu Drahtſtärke herab zuſtande gebracht werden und bezeichnet auch in dieſer Richtung das Außerſte, was noch zuläſſig iſt.
Die Höhe der Backſteinſchichten erfuhr an den Portalen eine Steigerung auf 15 em.
Am Langhauſe waren drei gleiche Portale vorgeſehen, eines im Norden und zwei im Süden in den äußerſten Jochen. Von ihnen hat nur noch das im weſtlichen Joch der Südſeite feine urſprüngliche Erſcheinung bewahrt(Abb. 3). Zwiſchen die beiden Wandliſenen dieſes Joches ſind zwei ſchmale, aber ähnlich gebildete, hohe, jedoch ſtumpf endigende Pfeiler geſtellt, zwiſchen die ſich der mit Kantenblumen geſchmückte Portalwimperg ſpannt. Die ſchlichte Fläche zwiſchen ihm und der in überhöhten Schichten reich profilierten Spitzbogentür hebt ſich in wohlbedachtem Gegenſatz gegen das netzartige Maßwerkmuſter des ſeitlichen Hintergrundes ab. Von den beiden anderen Portalen iſt das öſtliche der Südſeite ſpäter überbaut und das nordweſtliche 1585 nach dem Einſturz dieſes Teiles der Kirche in ſehr mangelhafter Weiſe erneuert worden. Das kleine Portal der Südſeite, das weſtlich neben der Schöppenkapelle in die Kirche führt, iſt erſt 1865 hinzugefügt.
Es iſt die Vermutung ausgeſprochen worden, daß ſich über der Traufe vor der Dachfläche der Kirche einſt eine hohe durchbrochene Galerie aus Pfeilern und Wimpergen befunden habe, und Adler hat in ſeinem Werke über den Backſteinbau eine Wiederherſtellung in dieſem Sinne verſucht; doch finden ſich davon am Bauwerk ſelbſt keinerlei Spuren. Auch geht die Abſicht ſeines Schöpfers zu offenſichtlich darauf hin, die Kapellen, die ihrer inneren Raumverhältniſſe wegen niedriger gehalten werden mußten, im Außeren möglichſt zu erhöhen und als Hauptſchmuckteile aus: zuzeichnen, als daß jene Vermutung dadurch irgendwie wahrſcheinlich gemacht würde. Die angedeutete Wirkung würde vielmehr durch eine ſolche hohe, das ganze Gebäude umziehende Galerie wieder vernichtet worden ſein.“)
) In ähnlichem Sinn äußert ſich ſchon Fromme(Nomenclatura S. 34 ed. Gottschl.) durch feine Beantwortung der von ihm aufgeworfenen Frage:„Sollte es aber nicht ſchön ſtehen, wenn die Kirche um und um mit ſolchen durchbrochenen Steinen und Kronwerk beſetzt wäre?— O, das wäre keine Manier geweſen. Denn wo bei dem Zierrat ein Überfluß iſt, da wird ein Ding vielmehr verunziert.“ Aus Frommes Frage geht überdies hervor, daß zu feiner Zeit(1679) kein Reſt für derartige Galerien(außer an den Kapellenvorbauten) ſprach.