Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
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gatharinenkirche. 79

In der vierten Chorniſche iſt links der Grabſtein des 1574 verſtorbenen Joh. Garcaeus mit ſtark abgetretener Oberfläche. Die Inſchrift ſiehe in Wernicke, Die St. Katharinenkirche zu B., S. 35.

Es folgen der Grabſtein des Joachim Köppen(F 1713), das Grabmal des 1785 verſtorbenen Joh. Pet. Blell und der Stein der Frau Eva Köppen(F 1725). Dann der Leichenſtein des 1630 verſtorbenen ehemaligen Kantors, ſpäteren Bürger­meiſters Joh. Buchold, der in den oberen Zwickeln mit zwei Engelköpfen verziert iſt. Gegenüber am Arkadenpfeiler erhebt ſich das Rokoko⸗Grabmal des Joh. Chriſtoph Blell c 1733) und ſeiner Gattin(+ 1757), aus Sandſtein in Obeliskenform mit zwei allegoriſchen Figuren.

Zur ſüdlichen Hälfte des Chores übergehend folgt in ſeiner 4. Niſche(von W.) das kleine Steinepitaph der Frau Dorothea Chriſtiani(S 1724) und ihres Töchterchens. Unter dem Fenſter das Grabmal des Bürgermeiſters Karl Friedr. Bättken (+ 1773) und der Grabſtein des Joh. Adam Chriſtiani(5 1724) und ſeiner Gattin (1717). An der Stirn des nächſten Strebepfeilers folgt das Denkmal des Chr. Brauer(5 1734).

Die dritte Chorniſche der Südſeite füllt faſt ganz das hervorragendſte von allen Grabdenkmälern der Kirche, das des Ritters Berndt von der Schulenburg Abb. 48 u. Taf. 24), der im Jahre 1601 zu Brandenburg verſchieden iſt. Das in mehreren Stockwerken reich aufgebaute Spãtrenaiſſancewerk aus feinem Sandſtein trägt über einem hohen Sockel mit ſchöͤnen Konſolen die vollrund gearbeiteten, meiſterhaft dargeſtell ten, knienden Figuren des Verſtorbenen, ſeiner zwei Gattinnen und ſeiner Kinder in der üblichen Anordnung. Der in voller Rüſtung dargeſtellte Ritter hat ſeinen gewaltigen tzelm vor ſich niedergeſetzt und erhebt gleich ſeinen Angehörigen die Hände betend empor zum Heilande, deſſen Auferſtehung den Gegenſtand des mittleren Hauptreliefs der Hinterwand bildet. Dieſe iſt von zwei Säulenpaaren eingeſchloſſen, welche an ihrem Gebälk das Allianzwappen der von der Schulenburg und der Quitzow tragen, das durch zwei weitere Wappen in der Mitte des oberen Aufbaus ergänzt wird. In den beiden ſeitlichen Feldern neben den Säulen ſind Chriſtus, das neben ihm ſtehende Kreuz mit der Linken umfaſſend, und der Heilandsverkünder Johannes mit dem Lamm Gottes dargeſtellt. Außer dieſen Hauptfiguren treten noch die der chriſtlichen Kardinal­tugenden in kleinerem Maßſtabe über den Gebälken der Hinterwand auf. Der großartige Aufbau von ſchönen Verhältniſſen, die reiche Fülle edler, fein durch­gearbeiteter Einzelheiten, der würdige Ausdruck in den charaktervollen Köpfen wie die vornehme Architektur und der herrliche Schmuck an Wappen, Putten, Karyatiden und Masken erheben das Denkmal zu einem der bedeutenderen jener kunſtreichen Epoche vor dem Dreißigjährigen Kriege. Bis zur Errichtung dieſes höchſt auf­wendigen Werkes ſcheint ein einfacher Grabſtein mit der Darſtellung des Verſtorbenen ſeine Stelle vertreten zu haben. Der Tote iſt auf dem ſtark verwitterten Stein als ein Sohn des Levin von der Schulenburg bezeichnet. Eine kleinere, reizvoll verzierte Steintafel zur Rechten des großen Denkmals gilt den 1595 und 1597 verſtorbenen Söhnen des Ritters: Albrecht und Cune Georg von der Schulenburg.