Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
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142 Stadt Brandenburg .

alte Torturm (als weißes Viereck, ganz in der Art wie der Ehebrecherturm) verzeichnet, der das Tor nach der Neuſtadt ſchützte. Er ſtand danach genau in der geradlinigen Verbindung der Venedigſtraße mit der oberen Ritterſtraße und wird in ähnlicher Weiſe wie das Annentor ſelbſt die Torfahrt ent­halten haben. Die Häuſerfluchten am Südoſtende der Ritterſtraße im Hedemannſchen Plan tragen noch heute die Spuren einer Anderung. Die ſüdweſtliche biegt etwa beim Austritt der Fiſcherſtraße ziemlich kurz ſüdwärts aus, um am Turm vorüber nach der Brücke zu führen. Durch dieſe höchſtwahrſcheinlich ſpätere Verlegung der Straße gewann man wohl damals auf ihrer Nordoſtſeite den Raum für drei kleine Grundſtücke. Erſt im Jahre 1805 ſah ſich der Magiſtrat veranlaßt, zugunſten des inzwiſchen vermehrten Verkehrs die drei Grundſtücke auf Koſten des dahinter belegenen an der Fiſcherſtraße zurückzuſchieben, um die hier allzuenge Ritterſtraße zu erweitern(Dullo, Kommunalgeſchichte, S. 282/283).

Tore der Altſtadt.

Der etwa 17 m hohe runde Stumpf des Plauer Torturms ſteht nördlich neben der Straße. Die urſprüngliche Form ſeines Oberteiles iſt auf dem Epitaph des Hans Trebaw von 1586 deutlich zu ſehen.Y Das etwas übergeſetzte oberſte Geſchoß des Turmes war durch ein Kegeldach mit vier Dacherkern bedeckt, der ſüdwärts ſich anſchließende Torbogen mit Zinnen beſetzt. Der vorhandene Turmreſt erhebt ſich über einem etwa 1m hohen Feld­ſteinfundament aus Backſteinen von 29* 1369 bis 10 em in vier Geſchoſſen von 6,60 m äußerem Durchmeſſer. Die ringsumlaufende Reihe von Balkenlöchern dicht unter dem oberen Rande läßt erkennen, daß der Turm nicht mehr maſſive Geſchoſſe hatte, vielmehr hier der ausgekragte oben beſchriebene Fachwerksteil begann. Im dritten Geſchoß iſt über dem Graben noch ein ausgekragter Abort erhalten, im erſten Ober­geſchoß der Zugang zu dem einſtigen Wehrgang über den Torbogen hin. Die Lichtöffnungen ſind nur ſchmale Schlitze, die ſenkrecht übereinander nach den vier Himmelsgegenden angebracht ſind. Nach der Spur der Mauer auf der Nordſeite des Turmes war dieſe hier drei Stein ſtark; etwa 3 m über Turmſockel war der Wehrgang mit einer etwa 1 m hohen und zwei Stein ſtarken Bruſtwehr verſehen.

Der Rathenower Torturm iſt zwar nicht in der urſprünglichen Geſtalt des 14. Jahrh., aber in feiner Faſſung vom 16. Jahrh. noch wohl erhalten(Abb. S4. Er hat unregelmäßig viereckige Grundform und ſteht, wie der Plauer Torturm, ſeit wärts der Straße. Er enthielt daher nicht die Torfahrt, was bei der runden Grund­form ſeiner unteren Räume ausgeſchloſſen war. Die Bogenformen an der Feld­

) Von Adler(Backſteinbau S. 21) iſt dieſe Darſtellung irrtümlich als Altſtädter Mühlentor bezeichnet und wiedergegeben, auch ſind mehr Einzelheiten, z. B. die Form der Geſimsfrieſe am Turm und dem anſtoßenden Torbogen, darin gezeichnet als auf dem Epitaph deutlich erkennbar ſind.