Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
197
Einzelbild herunterladen

Alte Bürgerhäuſer. 197

laut Inſchrift 1563 errichtet worden. Der hohe Giebel iſt jetzt einfach gegliedert, an den Kanten zwiſchen den Pfeilerchen mit geſchweiften Profilen geſͤumt und an der Spitze mit flacher Giebelverdachung geendigt. Die unteren Teile haben durch den liebloſen Umbau im Jahre 1891 noch mehr gelitten als die oberen. Der ein­ſtöckige runde Eckerker im erſten Obergeſchoß hat ein flaches, nur ſchwach gewölbtes Dach. Die Seitenfront an der Brüderſtraße verunſtaltet ein kaſtenartiger langer Aufbau über der früheren Traufe. Im Erdgeſchoß wurden nüchterne, viereckige Ladenöffnungen eingebrochen, das Innere in armſeliger Engräumigkeit völlig verbaut

Abb. 121 2. Gebälke vom Haufe Bäckerſtraße 1.

und vor allem das ſchöne Sandſteinportal ganz entfernt. Es wurde damals für die Altſtädter Volksſchule hinter St. Gotthardt gerettet, an der es ſich noch befindet (Abb. 119). Seine Rundbogenöffnung begleitet zu beiden Seiten eine breite, viertel­kreisförmige Kehle, in der unten zwei kelchförmige Hocker angebracht ſind, während ihr reich profilierter Bogenteil am Kämpfer und im Scheitel mit drei Rundſchilden beſetzt iſt, von denen das obere zwei Wappenſchilde und die Jahreszahl 1563 enthält. Darin tritt der Fiſch(Karpfen) als redend auf. Die Legende zu dem Alliancewappen lautet:Simon Carpzow Consul. Anna Lintholz uxor ejus. Die ſeltſam ſchwungvoll ausgedachte Verdachung über der viereckigen Umrahmung des Rundbogens zeigt eine erhabene Darſtellung der Dreieinigkeit. Die in deren Mitte ruhende Erdkugel iſt kreuzweiſe mit der Inſchrift umzogen:Et sine ipso factum est nihil. Verſteckt treten an dem Portal noch gotiſche Motive auf, wie z. B. die kerbſchnittartig verzierten Sockel des den Portalbogen umziehenden Stabes; im übrigen iſt das treffliche Werk aber vom jugendfriſchen Geiſte der Frührenaiffance erfüllt,

Einige Häuſer enthalten, obwohl ſie äußerlich ganz modern erſcheinen, im Erdgeſchoß ſpätgotiſch gewölbte Räume, deren Decken wohl ohne Ausnahme dem

=

K