Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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Domkirche(Innere Ausftattung). 273

bezeichnet zwar unſer Tabernakel als Sakramentshäuschen und zum Altar gehörig, verwirft aber(a. a. O., S. 54) wohl mit Recht ganz allgemein die Annahme, daß im 14. Jahrh. in derartigen Tabernakeln des Altaraufbaues das Sanktiſſimum aufbewahrt worden ſei. Das Tabernakel unſeres böhmiſchen Altars diente dem­zufolge wohl, wie die Predella, nur zur Unterbringung von Reliquien, wiewohl ſelbſt hierfür ſein Gefüge zu ſchwach und ſein Verſchluß nicht genügend erſcheint.

Folgende Altäre und Altarteile befinden ſich außerdem noch im Antiquarium:

Kleiner Flügelaltar an der Oſtwand(Taf. 49) von 1,40 m Breite und 1,46 m Höhe. Die Flügel waren beiderſeits bemalt. Die gut erhaltenen Malereien der Vorderſeite ſind in Tempera auf Goldgrund ausgeführt. Der Mittelteil iſt, wie auch die Flügel, der Höhe nach in zwei Streifen geteilt. Im oberen Streifen iſt die Krönung der Maria dargeſtellt, im Hintergrunde befinden ſich muſizierende, ſchwebende Engel. Links davon ſieht man eine Gruppe von betenden Engeln mit einem Spruchbande des Inhalts:te dominum laudamus, te dominum confitemur. Die Gruppe wird bezeichnet durch die Unterſchrift:omnes sancti angeli et archangeli'. Rechts ſteht eine Gruppe von Patriarchen und Propheten mit der Unterſchrift:partriarche et prophete. Der untere Streifen iſt in vier Teile geteilt. Die darin dargeſtellten Gruppen ſind bezeichnet alsApostoli et evangeliste, martires, confessores, virgines et vidue. Die Geſamtunterſchrift des Schreines lautet:Anno domini millesimo quadringentesimo xv.(1465) dominus Nicolaus Coci canonicus huius ecclesie hanc tabulam comparavit. Im linken Flügel(Taf. 50) ſtehen oben laut Unterſchrift der hl. Michael und der hl. Auguſtinus . 3Zwiſchen beiden erſcheint eine Teufelsgeſtalt, die die Rechte drohend gegen den Erzengel erhebt. Im unteren Teile befinden ſich der hl. Erasmus und der hl. Georg. Im rechten Flügel ſtehen oben St. Anna und St. Helena , unten St. Urſula und St. Appolonia. Zwiſchen dieſen beiden kniet die kleine Figur des Stifters.

Der Altar iſt ſehr gut erhalten; das Rahmenwerk iſt rot angeſtrichen und mit ſchablonierten Roſetten und Blumen bemalt. Die Malerei iſt in den Köpfen wie in allem Beiwerk ſorgfältig, der Ausdruck der Geſichter teilweiſe wohlgelungen. Auffallend iſt, daß die Hauptfiguren ein Verhältnis von etwa acht bis neun, die Gruppenfiguren von ſechs Kopflängen haben. Auf den Außenſeiten der Flügel ſind Spuren einer rohen figürlichen Malerei in Leimfarbe erkennbar.

Ein predellenartiger unterſatz(Taf. 49 unten) eines ſpätgotiſchen Schrein­altars von 1,72 m Breite und 0,66 m Höhe. Durch eine mittlere ſchreinartige Niſche und eine Inſchrifttafel darunter iſt die vordere Bildfläche in einen linken und einen rechten Teil geſchieden. Die Inſchrift beſagt, daß der Kanonikus Martinus Arnttze im Jahre 1502 dieſe Tafel zur Ehre Johannis des Täufers und Johannis des Evangeliſten geſtiftet habe. Auf jeder der beiden Seiten find vier Heiligenfiguren dargeſtellt unter Beifügung eines knieenden Donators. Die vier Heiligen der linken Seite ſind: Johannes der Täufer , Matthäus(mit Buch und Hellebarde), Cosmas

Kunſtdenkm. d. Prov. Bdbg. II. 3. Stadt und Dom Brandenburg . 18

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